Jana Ruder: Hauch von Selbst (Jugendliche melden sich zu Wort)

Hördatei: 

Ich schaue auf euch herab, lache und weine, aber es fällt mir schwer zu begreifen, die Welt und ich.

Leute laufen, gehen und rennen. Ihnen fehlt es an nichts oder bin ich nur blind, dass ich mein Spiegel­bild in ihnen nicht sehen kann? Bin ich denn voll­kommen verschwunden, wo ich doch einen Hauch meiner Selbst wahrnehmen kann? Der Händler im Geschäft hantiert mit Geld, welches ich nie besaß, aber so viele Wesen haben es schon berührt, so­dass der Unterschied nicht existiert.

Ich fühle, ich zeige Emotionen, und Tränen regnen auf euch hinab, warm und lautlos. Die seelenlose Hülle, meine Identität, ist sie auch hier? Ich merke es und du auch. Du da unten im Park, auf der Bank, im Mantel, der dich warm hält. Du solltest mich ken­nen, denn ich sollte auch dort sein. Du vermisst mich nicht und das weiß ich. Du kennst mich nicht und ich wünschte, es wäre endlich.

Die Liebe war nichts, obwohl sie unbesiegbar scheint, doch ich erkenne, es ist falsch. Ich sehe das Paar auf der Straße. Sie lieben einander und es macht mich wieder zu einer einsamen Seele.

Ich will nicht mehr. Es soll aufhören. Ihr braucht mich und ich auch.

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