Paula Frieling
Abgrund

Ich schreie
so laut ich nur kann.
Es ist, als würden verstummte Stimmen auf
mich einreden,
mich manipulieren.
Mich dazu anregen, Dinge zu tun,
die ich nicht tun möchte,
aufgeben.
Sie erdrücken mich,
bis ich meine eigene Stimme verliere und
am Boden liege.
Sie treten auf mich ein,
so als würden sie mich langsam und
schmerzhaft umbringen wollen.
Jetzt flüstern sie meinen Namen.
Ich öffne die Augen und stehe vorm Abgrund,
vorm Abgrund des Vergessens,

Literaturverein
Paar urnische Männlein, paar lesbische Weiber,
paar Reimer, paar Zooten, paar Schnüffler, paar Schreiber,
Kaffee, Zigaretten, Gefasel, Gegrein,
in summa, ein Literaturverein.

Erich Mühsam, 1934 von den Nationalsozialisten im KZ Oranienburg ermordet

Ein Freitagabend in der Osterkirche im Wedding, wo Barbe und Dietmar ihre Texte, Gedanken und Briefe im Gedenken an die Freunde Maxi und Fred Wander gelesen haben. Ein tief berührtes Publikum. Dazu das so passende Klavierspiel. Noch Stunden hätten die Gäste den Linkes zuhören können. Was für eine großartige Freundschaft, die sie gestern noch einmal für alle aufleben ließen.   Man hätte gestern eine Stecknadel fallen hören können, so mucksmäuschenstill war es.