Überzeugende Buchpremiere von Katharina Kohm gestern im Münchener Lyrikkabinett

Das zusammengezählte Apfelzeichen fällt
auf den Magenboden der Orte,
fängt dort an zu holzen, hoffen. 

Ortszeit im Glockenstuhl, gevierte Stunden.

Es wirkt vielleicht ein Wunder darin, daraus.
Aber das alles ist immer noch kein Haus,
aus dessen Holztür man ins Freie gehen könnte

Katharina Kohm, aus: Phosphor, Geest-Verlag 2019, S. 13.

Freunde, Bekannte, Familie und Literaturinteressierte folgten der gestrigen Einladung ins Münchener Lyrikkabinet zur Premierenlesung von Katharina Kohm aus Ihrem Buch 'Phosphor'. Und niemand bereute sein Kommen, denn es war eine mehr als Überzeugende Veranstaltung.

Nach einer Einführung von Verlagsleiter Alfred Büngen, der die Besonderheit des Schreibens der Autorin verdeutlichtete, las Katharina Kohm im Dialog mit dem Klavierspiel von Helene Brack. Beides ein wunderbar improvisiertes Miteinander, ein Suchen, Finden, Verwerfen, eine neues Entdecken von Wort und Ton. Dabei hinterließen die Künstler kein ratloses Publkum, fanden vielmehr Momente, an denen das Publikum andocken konnte, mitgehen konnte auf neuen Wegen. Ein toller Band mit tollen bildnerischen Arbeiten von Ruth Tezmer, die das Wort noch einmal in individueller Weise unterstützen.

Und als der letzte Ton verklungen, war man traurig, dass Musik und Sprache einen nicht weiter begleiteten, man vielmehr in die eigenverantwortliche Realität zurückgeworfen wurde. Doch die Worte und Töne hallen nach, wie der Phosphor, ein Übergeben an den Leser, an den Hörer.

Bleibt nur zu hoffen, das die beiden Künstlerinnen noch viele dieser Abende gestalten werden.