Begründung der Jury zur Überreichung des Marielene-Kleist-Trauerpreises an Marlies Winkelheide

Marielene Leist Kindertrauer Preis 2008 - Begründung der Jury


Frau Marlies Winkelheide erhält den Marielene Leist Kindertrauer Preis, der erstmals im
November 2008 verliehen wird. Marlies Winkelheide wird der Preis in Anerkennung ihrer
jahrzehntelangen Arbeit mit gesunden Geschwistern von behinderten Kindern verliehen. Die
Begleitung dieser Geschwister, basierend auf der Pädagogik von Janusz Korczak, ist auf
Kontinuität und Nachhaltigkeit angelegt. Daraus ergab sich in vielen Fällen eine Begleitung der
gesamten Familie auch über den Tod des behinderten Geschwisterkindes hinaus. Das Motto
der Geschwistertreffen „Wir sind doch auch noch da!“ zeigt an, wo Marlies Winkelheide seit
mehr als 30 Jahren mit viel Kreativität und Engagement und wenig offizieller Anerkennung,
ihren Schwerpunkt setzt. Eltern bringen die gesunden Geschwisterkinder über Jahre zu den
Treffen von Marlies Winkelheide. Dort werden die Kinder in ihren Möglichkeiten einer positiven
persönlichen Entwicklung unterstützt. Sie erleben sich selbst als resilient anstelle als „Opfer“
ihrer schwierigen Situation. Klagemauern, Briefe schreiben und Kissenschlachten gehören
genau so zu den Geschwisterseminaren wie ernste Gespräche mit den Eltern. Ein behindertes
Geschwisterkind zu haben, wird so zu einer - oft lebenslangen - Herausforderung, die als
Lebensbereicherung erfahren werden kann. Gesunde Geschwister erleben somit ihre
behinderte Schwester oder ihren behinderten Bruder als Quelle für die Entwicklung der eigenen
ganz besonderen Gaben.
Frau Winkelheide hat ein besonderes Talent, diesen Beitrag der gesunden Geschwisterkinder
bewusst zu machen, hervorzuheben und den besonderen Wert dieser Anstrengungen zu
würdigen. Das führt sie fort, auch wenn der Bruder oder die Schwester stirbt. “Darf ich noch
kommen?“ fragte ein Kind nach dem Tod seines Bruders. „Bleib da, schau hin, hört nicht auf mit
dem Tod!“ das zeigt die Arbeit von Marlies Winkelheide immer wieder. Marlies Winkelheide
begleitet die Familien mit ihren gesunden und möglichen weiteren kranken Geschwisterkindern,
gemäß ihrem Verständnis von Korczak´s Pädagogik, auch über den Tod eines behinderten
Kindes hinaus. Sie geht mit den Familien gemeinsam den Weg, so lange diese Familien diese
Begleitung wünschen. Damit hat sie, schon lange bevor Trauerbegleitung ein viel besprochenes
und beschriebenes Thema wurde, Janusz Korczac´s Philosophie weitergeführt.
In Anerkennung dieser Lebensarbeit, wird Marlies Winkelheide 1. Preisträgerin des Marielene
Leist Kindertrauer Preises. Er wird am 22. November 2008 von Dr. Rebecca Leist, der
Tochter von Marielene Leist, während des ersten deutschsprachigen internationalen
Kongresses „Kinder und Trauer“, organisiert anlässlich 20 Jahre „Trauer Erschließen“,
überreicht. Der Preis soll zweijährlich verabreicht werden und ist mit € 2.000,-- dotiert. Das
Preisgeld muss in ein bestehendes Projekt investiert und die Verwendung nachgewiesen
werden.
Das Marielene Leist Trauerpreis Komitee 2008, Dr. Rebecca Leist, Wilma Henkel (MScN) und
Dr. Ruthmarijke Smeding, haben Frau Marlies Winkelheide den Marielene Leist Kindertrauer
Preis einstimmig zuerkannt.
Hannover, den 22. November 2008