Jeremias Steindl - You can be King again (Jugendliche melden sich zu Wort)

Hördatei: 

You can be King again

Und seitdem immer diese bestehende Unsicherheit. Egal, was er tat, immer war sie da, umhüllte ihn mit einem Mantel der Angst, des Schmerzes und der Zurückhaltung. Die Wunde war zu tief, zu frisch. Die Ver-unsicherung war angeschwollen zu einem riesigen, alles Positive verschlingenden, schwarzen Loch. Immer wieder kam die Angst hoch, fiel ihm mit der Klinge aus Schmerz in den Rücken und stach ihn nieder. Er brach zusammen, blieb liegen, er konnte nicht mehr. Es war zu viel. Langsam ertrank er in Selbstzweifeln. Stürzte immer tiefer in das unendlich dunkle Loch der Hilflosigkeit hinab. Er war sich sicher, dass es nie wieder Morgen werden würde.
Aber er versuchte weiterzumachen. Es würde einen Lichtschimmer am Horizont geben, wenn man nur nicht die Hoffnung aufgab. Kein Winter dauerte ewig. Wenn man ganz unten war, geht es ja nur noch hinauf, sagte er sich. Er musste nur wieder aufstehen – so schwer es auch sein mochte – und wieder anfangen, weitermachen.
Er erkannte, dass er nicht allein war. Es gab noch so viele andere Menschen. Menschen, die ihn verstanden, zu ihm hielten, ihm halfen, die schwarze Wolkenfront langsam aus seinen Gedanken zu treiben. Sie schlugen so lange auf die Blase der Unsicherheit ein, bis sich Risse bildeten. Sie wurden größer, und irgendwann sprang sie.
Für ihn war es, als würde er wieder laufen lernen. Er sah, dass diese Menschen alles für ihn getan hätten. Langsam fühlte er sich besser. Er wurde aber nie wieder ganz gesund, was gut war, denn Vergesslichkeit führt zur Wiederholung.  Aber er traute sich, wieder nach vorne zu schauen, mit gutem Gewissen weiterzumachen.

Jeremias Steindl (17 Jahre)


 

Buch: