"Land in Sicht" - Autorenresidenzen im ländlichen Raum - Volkmarsen

15. Mai 2020

and in Sicht: Autorenresidenzen im ländlichen Raum
Zum Jahresende 2017 setzte der Hessische Literaturrat e.V. mit der Unterstützung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst erstmals das Pilotprojekt „Autorenresidenzen im ländlichen Raum“ um. Lyrikerin Safiye Can verbrachte einen Monat in Laubach und Open Mike-Preisträger Robert Stripling lebte für einen Monat in Münzenberg.

2018 wurde das Projekt ausgebaut und die Stipendiendauer auf zwei Monate verlängert, wobei der Fokus auf Nordhessen lag. Über die zahlreichen Lesungen, Workshops und Klangspaziergänge der Stipendiat*innen berichtete u.a. hr2-kultur ausführlich. Ziel der „Land in Sicht“-Stipendien ist eine intensive Zusammenarbeit und Auseinandersetzung der Stipendiat*innen mit den kulturellen und städtischen lokalen Akteuren und der Bevölkerung. 2019 wurden erneut drei Stipendien im ländlichen Raum ausgeschrieben, wobei der Fokus mit Michelstadt (Jan Wilm), Bad König (Vito von Eichborn) und Oestrich-Winkel (Claudia Brendler) auf Südhessen lag. 2020 sind Stipendien im Norden, Osten und Süden Hessens geplant, darunter auch eine Kooperation mit der Stadt Volkmarsen im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg.

Volkmarsen: September bis Oktober 2020
Die Stadt Volkmarsen (6.804 Einwohner) liegt im Landkreis Waldeck-Frankenberg, ca. 30 Kilometer nordwestlich von Kassel entfernt. Neben Volkmarsen setzt sich die Stadt aus den Ortsteilen Ehringen, Herbsen, Hörle, Külte und Lütersheim zusammen. Seit der ersten urkundlichen Erwähnung Volkmarsens 1155 und der erstmaligen Bezeichnung als Stadt 1233 kann Volkmarsen auf eine rege Geschichte zurückblicken. So war die Stadt mehrere Jahrhunderte Kurköln zugehörig, fiel 1814 Preußen zu, bevor die Stadt 1817 an Kurhessen abgetreten wurde, um dann 1866 wieder von Preußen annektiert zu werden. Aus der Gründungszeit sind neben dem Rathaus und Resten der Stadtmauer vor allem die 700 Jahre alte frühgotische Bürgerkirche St. Marien erhalten. Einer der frühesten Bauten und das heutige Wahrzeichen Volkmarsens ist die Kugelsburg, die im Siebenjährigen Krieg zerstört wurde. 2021 wird die Stadt das 825-jähriges Jubiläum der Kugelsburg, die heute als Burgruine über der Stadt thront, feiern.

Kulturell und geschichtlich engagieren sich vor Ort insbesondere der Geschichts- und Heimatverein Volkmarsen sowie der Verein Rückblende – Gegen das Vergessen. Der Verein Rückblende ist u.a. für die Dauerausstellung „Deutsch-Jüdisches Leben in unserer Region im Lauf der Jahrhunderte“ im Gustav-Hüneberg-Haus verantwortlich. Darüber hinaus finden zahlreiche Workshops mit Schulklassen und Stadtführungen auf den Spuren der früheren jüdischen Bevölkerung statt. Ein ganz besonderes Dokument der Volkmarsener Geschichte ist dabei die 2013 wiederentdeckte ca. 500 Jahre alte spätmittelalterliche Schachtmikwe (jüdisches Ritualbad), die sich ebenfalls im Gustav-Hüneberg-Haus befindet. Literarisch erwähnenswert sind zudem Autor und Journalist Wolfgang Büscher und Autorin und Journalistin Katja Eichinger, die beide aus Volkmarsen stammen. In Volkmarsen wird für die Dauer des Stipendiums eine Ferienwohnung, ausgestattet mit Küche und Waschmaschine, zur Verfügung gestellt. Bei Bedarf kann auch ein Drucker bereitgestellt werden.

Erwartungen an Stipendiat*innen:
- Auseinandersetzung mit dem hessischen ländlichen Raum durch aktive Integration in das Ortsgeschehen (z.B. Ortstour, Begegnungen mit der lokalen Bevölkerung, Auseinandersetzung mit der Ortsgeschichte etc.)
- Anbieten von mind. zwei Workshops, Lesungen o.Ä. (z.B. mit Schulklassen, Seniorengruppen etc.) sowie einer Abschlusslesung
- Zusammenarbeit mit den örtlichen und überörtlichen Medien
- Erstellen eines literarischen Textes mit Bezug zum Aufenthaltsort (Prosa, Essay, Lyrik, Drama etc.): Der/Die Stipendiat*in behält die Rechte am Text. Das Land Hessen und der Hessische Literaturrat sind berechtigt, den Text im Rahmen eigener Publikationen zu verwenden (z.B. Anthologie).
- Bereitschaft, bei einer Veranstaltung auf der Frankfurter Buchmesse über das Stipendium zu sprechen

Die Auszahlung des Stipendiengeldes erfolgt in der Regel anteilig pro vier Wochen (per Überweisung) und unter der Voraussetzung, dass der/die Stipendiat/in über den ganzen Ausschreibungszeitraum anwesend ist.
Unterbrechungen können vereinbart werden. Sollte der Stipendiat/ die Stipendiatin insgesamt länger als 10 Tage nicht anwesend sein, behält sich der Hessische Literaturrat vor, das Stipendiatengeld anteilig zurückzufordern.

Die Entscheidung über die Zuerkennung des Stipendiums wird Anfang / Mitte Juni 2020 getroffen.

Bewerbung