Baumherz - ein Schreib- und Buchprojekt von Jugendlichen zum ökologischen Bewusstsein. Hrsg. von Marie Reischauer und Amanda Wurm. Mit einem Vorwort von Herbert Zucchi und einem didaktischen Nachwort von Olaf Bröcker (im Lektorat)


 


Vorwort der Herausgeberinnen Marie Reischauer und Amanda Wurm

 

Liebe Leser*innen,
schaut man sich die aktuelle Lage in der Klimapolitik an, ist das Feld von jungen Menschen
dominiert. Wir sind auch zwei junge Menschen, die (zwar nicht mittendrin stecken, aber trotzdem) auf
ihre Art mitmachen wollen. Wenn wir nicht mehr jung sind, muss die nächste Generation den Kampf
aufrechterhalten. Ja, wir bezeichnen es als Kampf, denn es gibt viele Gegner. Auf der einen Seite sind
es viele Menschen, die nicht nach den Regeln spielen, aber auch die Zeit macht uns einen Strich
durch die Rechnung. Wie wir alle wissen, ist die Zeit nicht endlos, daher müssen wir früh anfangen.
Anfangen, uns Gedanken zu machen und etwas zu bewirken. Und wie macht man das besser, als 
Menschen zum Nachdenken zu bringen?
Es ist wichtig, nicht nur zehn Äpfel plus elf Äpfel rechnen zu können, sondern weiterzudenken. Was
passiert mit der Rechnung, wenn sich drei hungrige Kinder darauf stürzen? Und wie kann man die Äpfel
retten? Der Klimawandel hört auch nicht von selbst auf, nur weil wir laut ,,Stop" rufen.
So kommt es, dass zwei junge Menschen sich mit zwei Klassen in den Park setzen und über die
Umwelt schreiben.
Dabei sind viele tolle Texte zustandegekommen, weil sich die Schüler*innen intensiv mit den
Themen auseinandergesetzt haben.
Nach einer kurzen Einführung waren die Schüler*innen auch schon im ganzen Park verteilt, suchten
sich ihre Plätze, an denen sie sich wohlfühlten: Eine Bank im Schatten, eine Picknickdecke am Bach,
angelehnt an einen Baum, alleine oder in Gruppen.
Kleine Impulse sollten ihnen einen Anstoß zum Schreiben geben, der Kreativität waren aber keine
Grenzen gesetzt. Wie fühlt es sich an, ein Baum in der heutigen Welt zu sein? Wie wäre es, könnte
man mit ihm sprechen? Im Verlaufe des Workshops haben sich die Schüler*innen immer mehr mit
dem Thema auseinandergesetzt, sodass viele neue Ideen dazukamen. Schaut man auf die Erde von
oben hinab, was sieht man, was spürt man? Vielleicht auch Gefahren? Wie sieht überhaupt ein
„perfektes“, nachhaltiges Wohngebiet aus? Individuelle Interessen und Konsumverhalten sollten nicht
unbedingt die größte Rolle spielen. Was wäre, wenn der Zitadellenpark, ein Wohlfühlort und
Erholungsgebiet im Grünen, abgerissen werden sollte?
Je mehr sich die Schüler*innen solche Fragen stellten, desto mehr wurde ihnen bewusst, wie wichtig
es ist, sich stark zu machen, die eigene Meinung zu äußern und nicht bloß zuzusehen, denn sonst
kann es zu spät sein. Sonst ist der Baum, der zu einem Freund geworden ist, vielleicht nicht mehr da,
er ist tot. Bei diesem Gedanken war eine traurige Stimmung bei den Schüler*innen zu beobachten.
Egal ob Gedichte, Essays oder Kurzgeschichten verfasst wurden, entstanden einzigartige, spannende
und zum Nachdenken anregende Texte. Im Beisammensein aller wurden sie vorgetragen, es wurde
applaudiert und diskutiert.
Wenn diese Schüler*innen aus zwei Klassen heute den Park betreten, schätzen sie ihn vielleicht ganz
anders wert. Wenn sie ihre Gedanken mit anderen Personen geteilt haben, sind es bestimmt schon
doppelt so viele. Seid mutig, zuversichtlich und stark!