Buchpremieren auf dem Literarischen Sommerfest: Dirk Röse, Heribert Rück, Joachim Schlichte, Jenny Schon, Marianne Brentzel und Reinhard Rakow

Freitag, 30. Mai um 19.30 Uhr

 

Dirk Röse

‚frag•lich•t•e•mo•mente‘

Geschichten

 Nachwort von Olaf Bröcker

Geest-Verlag 2014

ISBN 978-3-86685-460-4

ca. 314 S. 12,50 Euro

 

In seinen Geschichten beschreibt Dirk Röse Menschen an den Brennpunkten ihres Daseins.
Wenn das Leben auf Messers Schneide steht, wenn Biografien auf die Spitze getrieben werden,
wenn Menschen mit sich selbst konfrontiert werden, immer dann entstehen die „fraglichten“ Momente –
„momente“ zwischen „licht“  und „fraglich“, in denen das Leben ein „fragment“ zu bleiben
droht. Im vorliegenden Band spannt der Harener Autor  einen weiten Bogen aus Abenteuer, Dystopie, Krimi, Parodie, Phantastik und einfühlsamen, nachdenklichen Erzählungen.

 

 

 

 

 

 

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Do. 29. Mai 2014 um 19.30 Uhr

 

Heribert Rück

Der Bams

Die Geschichte von einem, der sich verweigerte

Geest-Verlag 2014

ISBN 978-3-86685-464-2

216 S., 12 Euro

 

 

Kurt Krumm heißt er eigentlich, doch im Heim für Schwererziehbare nannten sie ihn Bams, weil er sich eines Sonntags darüber aufregte, dass alle die ‚Bild am Sonntag‘ lasen. Aufgewachsen in einem Milieu von Gewalt und Lieblosigkeit, wird er von Heim zu Heim abgescho­ben, gerät in die Kriminalität, aus der er sich jedoch selber befreit. Seinen Bildungshunger befriedigt er vor allem mit Tolkiens DER HERR DER RINGE. Als er die Altersgrenze der Heimunterbringung über­schritten hat, droht er, in die Obdachlosigkeit zu fallen, doch Markus, der Zivil­dienst­leis­tende, bringt ihn in  seiner Familie unter.
Auch wenn ein künstlerisches Chaos in der Familie vorherrscht - der Vater ist erfolgreicher Maler - und eine Vielzahl von Problemen auf­grund der Lebens­vorstellungen der fünf Kinder vorliegen, ver­suchen sie, Kurt zu inte­grieren. In zahlreichen Gesprächen über menschliche und religiöse Themen erfährt Kurt Zuwendung und Empathie. Doch wird dies ausreichen, um seine Beziehungsprobleme, vor allem auch mit Frauen, zu lösen und ihm eine selbstbestimmte und lebenswerte Existenz zu ermöglichen?

Prof. Dr. Heribert Rück wurde 1930 in Marienbad im westlichen Sudeten­land gebo­ren. Er war 20 Jahre lang Professor an der Universität Koblenz-Landau. Sein wissen­schaft­liches Werk umfasst zahlreiche Bücher und Beiträge zur Romanistik und deren Didak­tik.
Im Ruhestand wendet er sich einer lebenslang gehegten literarischen Neigung zu. Seine beiden Romane, Wege und Zeichen (2005) und Mirka  (2009), erschienen im Geest-Verlag in zahl­reichen Auflagen. 2013 folgt sein Erzähl- und Gedichtband Der Liebe Lust - der Liebe Leid.

 

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Freitag, 30. Mai um 20.15 Uhr

joachim schlichte

verschnupft

gedichte (6)

Geest-Verlag 2014

ISBN 978-3-86685-457-4
152 S., 12 Euro

 

 

Verschnupft? Worüber ist der in Rendel lebende Autor verschnupft? Der nunmehr 6. Gedichtband des 'Meisters der Wortkunst' beinhaltet vor allem politische Lyrik. Dabei zeigt er sich mehr als verschnupft über politische Entwicklungen und die Verlogenheit dieser Gesellschaft, vor allem aber auch über die Untätigkeit fast aller Menschen. Gesellschaftliche Verhältnisse hinzunehmen, kann er zwar erklären, aber nicht akzeptieren.

Ein Band für alle, die auch Wut empfinden über gesellschaftliche Entwicklungen, die uns allesamt ins Verhängnis führen, und die nicht teilnahmslos zuschauen wollen. Schlichte rüttelt wach, entlarvt mit seinem 'Tollhaus der Wörter und Buchstaben' die Konsumstrategien dieser Gesellschaft und unsere Selbstentschuldigungszeremonien.

Manch einem tritt er dabei nicht nur auf die Zehen, vielleicht sogar ins schlechte Gewissen. Da möchte man meinen, gut dass er verschnupft ist, der Poet aus Rendl.

 

kieselsteine
rund geschliffene

ertrinken in
ersie tränkenden

nicht gelebten träumen

jambus stirbt
trochäus hüstelt

jegliche vergessend

slam ob song
ob poetry

geilend sich auf
am klatschen dümmlichen

pup li kum s s chulterklopfend

hach
ich
war
besser

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Samstag, 31. Mai um 17.20 Uhr

 

Jenny Schon

Finger zeig

Geschichten

zum 25 Jahr der Maueröffnung

Geest-Verlag 2014

ISBN 978-3-86685-470-3                                      

14,80 Euro

"Die Rheinländerin Jenny Schon lebt seit den Sechzigerjahren in Berlin. Als Westberlinerin blieben ihr Ostberlin und das Land um Berlin herum und seine Geschichte weitestgehend verborgen. Nach der Wende machte sie sich auf, oftmals mit Fontanes Wanderungen im Rucksack, dieses unbekannte Land, das sich mal DDR nannte und teuren Eintritt in Form von Visa und Zwangsumtausch verlangte, kennenzulernen. Die kritische, studentenbewegte Buchhändlerin und Autorin zeigt auch die Brüche der früheren und neueren Geschichte.

„Der zweite Teil von Finger zeig ist wirklich ungewöhnlich gut geschrieben, eine Hellhörigkeit und Genauigkeit in den Abstufungen der Wiedergabe, die mich sehr beeindruckt … so zugleich mittendrin und distanziert, wie die Autorin es schildert, ergibt sich ein wunderbar lesbares Zeitbild. Sommerfrische ist eine gut er-zählte, sehr ernste Geschichte, und die Erzählung von der Suche nach der Bedeutung der mathematischen Reinheit hat der Idee nach etwas Kleistisches.“
Dr. Horst Schulze, Germanist, England

„Das Ganze hat eine Rasanz wie sie das echte Leben vorgibt. Zwar ist es nicht immer ganz einfach, den schnellen Veränderun-gen zu  folgen, doch Dynamik und Neugier ziehen uns unaufhalt-sam mit. So führt die Spurensuche nach der mathematischen Reinheit zweier in der Technischen Universität Berlin abgestell-ten Glocken nicht nur durch den Bürokratendschungel von West-Berlin, sondern es wird auch der Umweg über Peking nicht ge-scheut. Jenny Schons ‚Finger zeig‘ ist nicht nur eine logistische, sondern auch eine schriftstellerische Leistung.“
Anna Gerstlacher, Sinologin und Stadtführerin, Berlin

Die Erzählung ‚Auch Dita tanzt‘ ist „der poetischste Text … das Publikum (lachte) bei vielen Pointen, insbesondere über die Dialo­ge und über die Ohropaxlinie haben sie gelacht und gelacht. Nur so ist das Grauen im Saal aushaltbar. Die Lösung ist leise ein­geführt, sie steigt bis zur Auflösung, an Gunther von Hagens erin­nern sich die Alten sicher gleich, aber auch für die, die ihn nicht kennen sollten, war er durch den Kontext mit Sinn aufgeladen. Die Seitenlinien - Fahrstuhlphobie, Scheinarbeitstätigkeit, Metaxa (mit wie viel Sternen noch mal?) - und dann der Schlusschor auf den Balkonen um die Ecke und dann der Titel! Eine ausge­zeichnete Komposition!“
Bernd Gosau, Sprachwissenschaftler, Bremen

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Samstag, 31. Mai um 18.05 Uhr

 

Else Ury

Nesthäkchen und der Weltkrieg

Neuauflage mit

einem Vorwort von Marianne Brentzel

Geest-Verlag 2014

ISBN 978-3-86685-468-0                                             

ca, 240 S., 12,50 Euro

 

 

Else Urys ‚Nesthäkchen und der Weltkrieg. Eine Erzählung für Mädchen von 8-12 Jahren‘ erschien erstmals 1922 als Band 4 der äußerst populären und erfolgreichen Nesthäkchen-Serie in Meidinger‘s Jugendschriften Verlag in Berlin.
Else Ury schildert in dieser Reihe auf der Basis eines traditionellen Frauen- und Familienbildes das Leben der Anne­marie Braun von der Kindheit bis ins Alter. Im 10. Band darf sie sogar ihren ersten Urenkel willkommen heißen. Nach vielen Neuauflagen gibt es 1983 eine Verfilmung der ersten drei Bände des Nesthäkchens für das ZDF.
Im Gegensatz zu allen anderen neun  Bänden dieser Reihe erlebte der 4. Band nach 1945 keine Neuauflage in Westdeutschland mehr. Doch zu sehr ‚Hurrapatriotismus‘? Erlag Else Ury wie so viele ihrer SchriftstellerkollegInnen in den ersten Kriegsjahren dem  nationalistischen Denken? Immerhin landet das Buch 1945 auf der Zensurliste der alliierten Kontrollbehörden.
Es wird Zeit, 100 Jahre nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs der Frage der diesem Band zugrunde liegenden Werte genauer nachzugehen. Daher diese längst überfällige Neuauflage, der ein ausführliches Vorwort von Marianne Brentzel vorangestellt wird, die sich wie keine andere Forscherin mit Leben und Werk von Else Ury auseinandergesetzt hat und 1992 ihre Biografie unter dem Titel ‚Nesthäkchen kommt ins KZ‘ veröffentlichte (2007 in überar­beiteter und ergänzter Form neu aufgelegt unter dem Titel ‚Mir kann doch nichts geschehen‘) .

Else Ury wurde am 1. November 1877 in Berlin als drittes Kind einer wohlhabenden bildungsbürgerlichen jüdischen Familie ge­boren. Nach der zehnjährigen Schullaufbahn (es gab zu dieser Zeit in Berlin noch keine Gymnasien für Mädchen) wurde sie mit ihren ab 1905 veröffentlichten Büchern, insbesondere mit der Nest-häkchen-Reihe (bis 1933 wurden mehr als 1,5 Millionen Bücher der Reihe verkauft) zu einer der erfolgreichsten Autorinnen ihrer Zeit. Die Gefahr des Nationalsozialismus erkennt auch sie nicht, sieht Hitler sogar als Chance. 1935 wird sie als Jüdin aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen, später ihr Vermögen beschlagnahmt, ehe sie am 13. Januar 1943 im Konzen­trations­lager Auschwitz in der Gaskammer ermordet wird.

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Samstag, 31. Mai um 22.00 Uhr

 Bereits vor zehn Jahren hat der Autor, Herausgeber und Veranstaltungsorganisator Reinhard Rakow die Arbeit an einem monumentalen Langgedicht begonnen, dessen Ausgangsbasis die Farbe Rot darstellt. Dazu kamen im Laufe der Jahre Kapitel über die Farben Gelb und Grün. 

„Am Anfang war das Rot“ lautet der Titel des bislang längsten Gedichts von Rakow. Insgesamt bringt es das Werk auf 150 Buchseiten. Zehn Jahre lang arbeitete Rakow an den ausladenden Poemen, die inhaltlich einen Bogen von der Entstehung der Erde über die Geschichte der Menschheit bis hin zur Apokalypse spannen. E

 

Rot wie Blut, rot wie Glut, rot wie Feuer – von diesen Zusammenhängen ausgehend webte Rakow seine Lyrik wie einen assoziativen, dramatischen Strom, der eine verbindliche Lesart verneint. Jedoch folgt dieser Strom formalen Vorgaben: „Die Grundidee besteht darin, Gedichte auf Basis der Farben zu schreiben, die in etwa ebenso viele Worte wie die Zahl des jeweils dazugehörigen RAL-Codes umfassen“, erklärt Rakow. Als weitere Inspiration dienten ihm die seriellen Gedichte der dänischen Lyrikerin Inger Christensen. „Im Drucksatz wird zudem eine DNS-Spirale ersichtlich.“ Diese wird im mündlichen Vortrag zwar nicht deutlich, wohl aber die Intention, ein umfassendes lyrisches Pendant zum Leben und zur Menschheit zu erschaffen.