Die Entstehung der ie-Schreibung

Die Entstehung der ie-Schreibung

Eine Besonderheit der deutschen Rechtschreibung ist es, das lange i nicht als ih zu schreiben (Ausnahmen sind die Pronomen ihm, ihr und ihn), sondern als ie. Wie kam es eigentlich dazu? Bei der Lösung dieses Rätsels hilft ein Blick ins Mittelhochdeutsche. Damals gab es ebenfalls Wörter, die mit ie geschrieben wurden, allerdings wurde es da auch so gesprochen, nämlich als Diphthong ( = Doppellaut) – ähnlich wie im Bayrischen.
Zum Neuhochdeutschen hin erfolgte dann eine sogenannte Monophthongierung. Das bedeutet, dass die mittelhochdeutschen Diphthonge ie, uo, üe jeweils zu langem i, u und ü wurden. Ein schönes Beispiel ist liebe guote brüeder, was im Neuhochdeutschen zu liebe gute Brüder wird.
Bei uo und üe wurde die Schreibweise jeweils entsprechend der neuen Aussprache geändert – nur beim „ie” blieb sie erhalten. Um lange i-Laute, die auf dem Weg zum Neuhochdeutschen zusätzlich entstanden waren, zu kennzeichnen, wurde diese Schreibung dann sogar auf Wörter ausgeweitet, in denen das e ursprünglich gar nicht stand. So wurde beispielsweise aus der mittelhochdeutschen zwibel (mit kurzem i) die neuhochdeutsche Zwiebel.

 

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