Dierter Krenz - Das Kind und Babsi und Herzenswünsche
Auch Babsi war erkrankt und durfte das Haus nicht verlassen. Sie hatte dem Kind damals erzählt, wie ihr Opa ein Bild des Abendsterns gemalt hatte. Gleich, als das Kind das Zimmer betrat, sagte Babsi:
Ich habe drei Wünsche, die alle gleich groß sind. Ich habe sie aufgeschrieben und jeden in einen Briefumschlag getan. Du darfst einen ziehen und den Wunsch vorlesen.
Und - wenn wir über den Wunsch gesprochen haben, verrätst Du mir auch noch die beiden anderen?, fragte das Kind.
Nein, antwortete das Mädchen mit Bestimmtheit.
Schade, sagte das Kind, also lass mich ziehen!
Babsi hielt drei Briefumschläge in der Hand. Das Kind tat etwas geheimnisvoll und zog den mittleren. Es öffnete ihn und las vor:
Ich will meinen Opa wiedersehen.
Das Kind war erstaunt. Es wusste, dass Babsis Opa vor ein paar Monaten gestorben war.
Und wie soll das gehen?, fragte das Kind vorsichtig. Die Frage nach dem Warum war ja überflüssig, weil Babsi ihren Opa sehr gern gehabt hatte.
Das weiß ich nicht! Aber es muss gehen. Alle möglichen blöden Wünsche werden erfüllt. Dann muss auch dieser Wunsch erfüllt werden, erwiderte sie bestimmt.
Das Kind nickte. Der Gedanke war nicht falsch.
Aber wer soll dir den Wunsch erfüllen?, fragte es.
Das weiß ich auch nicht, entgegnete das Mädchen.
Das Kind versuchte es erneut: Meinst du also, dass du deinen Opa wiedersehen willst, wenn du selbst tot bist?
Wann das ist, ist mir egal, antwortete Babsi fast trotzig,
Das Kind war sprachlos - für eine Weile. Dann fasste es sich ein Herz: Wenn dein Wunsch so groß ist, wird er dir bestimmt erfüllt.