Emma Lüers - Das Fenster im Haus
Das Fenster im Haus
Emma Lüers
Ein neues Haus mit hoher Lage, einem feinen Garten und toller Aussicht. Es liegt nicht am nahen Himmel, dass man dort mächtig ist, sondern an der Hölle, die darunter liegt. Ein großer Kamin glänzt den Raum her-aus, gegenüber ein Schreibzimmer. Kinderbetten. Für Familien geeignet.
Hier kann man sich wohlfühlen. Den Teufel übergestellt, den Schlagstock auch über den fälligen Engeln erhoben. Was soll der Himmel auch hier? Und sei der Schlag-stock nur eine Suppenkelle, dem Gesindel wird man ihn über den Kopf ziehen können. Unsere Aussicht wird, wie unser Garten aus der Hölle gespeist. Sie graben Sand Blumentopf zu Blumentopf ins Nichts. Je krummer der Rücken, desto einfacher die Sicht aus dem Stubenfens-ter. Und weil es jetzt bald Abend ist, scheucht die Angst die Krummen vom Hügel, um von den Teufeln gezählt zu werden.
(Auf einem Hügel über dem SS-Lager standen vier Häuser für die oberen SS-Führer und den Lagerarzt; heute sind noch zwei vorhanden, die sogenannten „Führerhäuser“. Es gibt Berichte über eine Aufseherin, die bei der Essensausgabe jeder Gefan-genen grundsätzlich mit der Kelle auf den Kopf schlug.)