Frank M. Fischer - Halbgötter

Halbgötter


Die Söhne so leichthin ins Licht gestellt
Unbegreiflich erschien mir der Moment
Ihrer Begegnung in der Trägheit des Tages
Plötzlich waren sie mir Halbgötter
Kraft ihrer Gestalt auf mich magisch wirkend
Zärtlich in ihrem Hang zu Gewalt
Ihre Körperlichkeit aufeinander geworfen
Von Beginn an als hätten sie nie
Einen Gedanken an Tod oder Endlichkeit
Als Quelle der Gegenwart verschwendet

Jedes Hiersein eine Totalität wie der Schlaf
Das Essen oder der Sprung ins Wasser
Einen Schrei und einen Jubel in sich tragend
Und ich fragte mich woher diese Helden kamen
Die ich täglich oder stündlich neu bestaunte
Die vor meinen Augen erstarkten und deren
Brust sich weitete, deren Lungenflügel
Zum Aufschwung sich bereit machten

Als sie mich riefen, Vater! Sieh uns an!
Und ich war nur noch der Blick den sie brauchten
Um aufsteigen zu können ins Geäst des Lebens
Während ich mahnend am Fuße des Baumes
Zurückblieb und das Schicksal zu kennen glaubte
Dädalus und Ikarus kannten sie nicht
Wer wusste schon welche Wiederholungen sich
In die Zeit brannten nur aus Angst vor Schmerz

Und ihr Schicksal sollten sie selbst sein
Halbe Götter und sich umschlingende Kämpfer
Und ich nur ein Zentaur der nie mehr trinken wollte
Rief ich ihnen Mut zu während sie verschwanden
Frei zu sein wie ich es hätte sein wollen trotz
Pferdeleib trotz Achillesferse und morscher Hufe
Seid frei rief ich ihnen nach und sie hörten mich nicht
Halb Menschen halb Götter gemacht aus dem Licht
Das in uns zum Leben bringt bevor das Auge bricht