Frank M. Fischer - vielleicht Wale oder Elefanten (Literatur in schwierigen Zeiten)
Einige Zeit dachte man daran, dass uns vielleicht die Wale oder Elefanten retten könnten. Ihr Gedächtnis, sagten die Wissenschaftler, sei von anderer Beschaffenheit, nämlich in der Form, dass sie nicht vergessen würden wie wir, sondern sie hätten ihren Ursprung stets vor Augen. Die Tatsache, dass die riesigen Tiere immer und zu jeder Zeit ihre Geschichte, die Geschichte der Lebewesen überhaupt, von Anbeginn überblickten, habe in ihnen ein ganz anderes Bewusstsein hervorgebracht, eines, das wie ein Traumzustand sei, das einem ständigen Gleiten an einer Oberfläche aus Bildern gleiche. Es gebe keine Tiefe, kein Zurückliegen eines ursprünglichen Punktes, kein Urknall, von dessen Moment sich alles immer weiter voneinander entferne. Die Chance der Menschheit, sagten die Wissenschaftler, bestünde darin zu versuchen, sich dem Gedächtnis dieser gigantischen Tiere anzunähern. Es sei höchste Eile geboten. Leider, so bedauerte man, gebe es noch eine fundamentale Schwierigkeit: Die Wale seien ausgestorben und Elefanten gebe es nur noch im Zoo. Letztere seien wegen Inzucht debil, weshalb mit Kooperation von ihrer Seite nicht zu rechnen sei.