Gerd Meyer-Anaya, höhlenforschung


Gerd Meyer-Anaya, Düsseldorf
höhlenforschung

gut schon gut
neandertal ist weit
und der theologe

nach dem es benannt wurde
ein predigtmeister seiner zeit
ist lange tot

aber ich gebe euch zu bedenken
dass das was nicht tot sein will
uns alle überlebt

und übrigens
was dort im museum
ausgestellt wird
ist nicht museal
es begegnet uns im anderen
und in uns immer aufs neue

die höhlen wurden nicht gesprengt
oder genügend gefüllt
mit schutt und dem
was sonst aus der welt
geschaffen werden soll
und nicht gelingt

stattdessen werden
ein zwei drei oder gar
vier fünf sechs zimmerhöhlen
aus stein und glas gebaut
die zur hölle werden können
wenn man sich nur bemüht
alte muster fortzusetzen
oder sie nur zum paaren benutzt

ja und die ebenso alten keulen
ähneln den baseballschlägern
und werden immer noch
wenn der alkohol seine wirkung tut
feind und freund gleichermaßen
über den schädel gezogen
sodass bricht
was nicht brechen soll

sicher das muss ich eingestehen
früher war jeder mord
schwere handarbeit
heute erledigen wir das
dank besserer feinmotorik
mit dem joystick
oder exekutieren einen rufmord
per mausklick


natürlich will ich euch desillusionieren
mit dem prozess der zivilisierung
ist es nicht weit her
wir sind steckengebliebene
zwischen eiszeit und klimawandel
pflegen und hegen wie ehedem
unsere xenophobie mit feuereifern
und der zwischenmenschliche fortschritt
zeigt sich in millimetern
wenn überhaupt

und was die frauenfrage betrifft
haben wir männer auch nicht
die emanzipation geschafft
und brauchen weil wir so schwach sind
immer jemanden
auf den wir herabschauen können
und der benutzbar ist

mehr gibt es dazu meinerseits
im moment nicht zu schreiben