Grenzlandschaften oder Die Wut der Schafe. Anthologie zum Koogschreibermat 2016 in der lektoralen Arbeit
die Korrekturfahnen gehen den Autoren in diesen Tagen alle zu.
Grenzlandschaften
oder
Die Wut der Schafe
Anthologie zum Kroogschreiberamt 2016
Herausgegeben von J. Monika Walther
Geest-Verlag 2016
ISBN 978-3-86685-578-6
11 Euro
Das Abkommen von Schengen hat die realen Grenzen an die Ränder von Europa verwiesen. Inzwischen stehen kreuz und quer, von Lettland bis Mazedonien, Zäune und Gitter, Soldaten und Polizisten. Der Brenner wird dichtgemacht. Europa schützt den Wohlstand Zuhause, das Kapital bewegt sich weiterhin ausbeutend über alle Grenzen hinweg und versteckt sich vor Steuergesetzen.
Grenzen gibt es überall. Zwischen Himmel und Hölle, zwischen den Geschlechtern. Arm und Reich. Wasser und Land. Sie markieren auch den Punkt, an dem der gute Geschmack verlassen wird und sein Gegenteil beginnt. Sie zeigen, wo der Spaß aufhört und Ernst beginnt. Manch Protz will keine Grenze zur Kenntnis nehmen. Die Mythologie ist an der Grenze zur Dichtung zu finden und auch der Geduld sind Grenzen gesetzt. Über Grenzen von Malerei und Poesie ist ebenso viel geschrieben worden wie über Grenzen zwischen Kirche und Staat. Schier grenzenlos ist einzig die Gier des Kapitals und der Märkte. Sie sperrt die Politik in ein Grenzareal.
„Niemand außer mir kennt die Schatten, die gegen die Wände springen, huschen, die näherkommen, niemand kennt die starre Stille im Haus, niemand hört die vorsichtigen, manchmal energischen Schritte hinter der Tür. Das Umdrehen des Schlüssels. Einmal. Zweimal. Das muss sein, weil ich das und das falsch mache, weil ich Gebote überschreite“, schreibt Monika Detering in Nervermind. Mutter und Kind. Miteinander sprechen. Herrschaft und sich vor der Macht anderer verstecken. Auch Grenzlandschaften. Und vielleicht ist der Mann mit der Gitarre in Wirklichkeit ein Hund mit Perücke und die Frau, die ihn beobachtet eine Taube.