Helga Bürster - Nachwort zu Fenja Schlegels Band 'Ein Tanz auf besondere Weise'

Ein Nachwort
von Helga Bürster

Fenja Schlegel hat sich schier Unmögliches vorgenommen. Die junge Autorin, Jahrgang 1996, debütiert gleich mit der literarischen Königsdisziplin, der Lyrik. In ihrem ersten Gedichtband legt sie eine Auswahl ihres bisherigen Schaffens vor, immerhin knapp fünf-zig Gedichte.
In schlichten und treffend gesetzten Worten gewährt die Autorin dem Lesenden Einblicke in ihre Erlebniswelt und Gefühlslagen. Es geht um nicht weniger als um Liebe und geliebt werden, um Schmerz und Freude, um die Suche und das Selbst. Sie öffnet den Vor-hang immer nur kurz, setzt Akzente, hält den Film an, lässt ihn fortlaufen, schafft so ein Kaleidoskop aus bunten Splittern, die sich immer wieder neu zusammensetzen. Sie lässt sich nicht auf einen Nenner bringen, schafft stattdessen viel Raum für Eigenes. Am ehesten fassen noch folgende Zeilen den Inhalt ihres Schaffens zusammen:

„Einsame Endlichkeit
Rastlose Ruhe
Rotierende Routen
Sesshafte Suche
Wartende Wirklichkeit“
(aus ‚Kunstvolle Wirklichkeit‘)

Es geht der Autorin um viel, vor allem aber um das Anderssein, das nicht in die Welt Passen, das Ringen um Identität in einer Gesellschaft, in der jede/r an-ders sein will und doch nicht aus dem Rahmen fallen darf. Es ist dieser verschleierte Zwang zur Konformität, mit dem die Autorin ringt, und es sind unsere (Vor-)Urteile. In jeder Zeile, in jedem Wort kommt das zum Ausdruck. Die Autorin hält uns einen Ve-xierspiegel vor, bis wir anfangen, neu zu denken.
Und dazwischen tauchen plötzlich zarte Wortgespinste auf, wie Inseln, auf denen wir uns kurz aus-ruhen dürfen (‚Ansichtssache‘). Auch das ist eine Stärke der jungen Lyrikerin.

Am Ende bleibt ein Satz hängen: „Glücklich sollte ich sein“ (aus ‚So schwer ist der Mut‘). Sie sollte es tatsächlich sein, denn sie hat im Kleinen wahrlich Großes geschaffen.