
Dr. Ingo Harms referiert am Sonnabend ab 19 Uhr im Altenpflegeheim Kückens über die Morde in Wehnen.
http://www.nwzonline.de/wesermarsch/bildung/patienten-hungerten-bis-zum-...
Berne „Wehnen – Zen-trum der Krankenmorde im Nordwesten“ ist das Thema eines Vortrages, den Dr. Ingo Harms am kommenden Sonnabend, 5. Dezember, ab 19 Uhr im Altenpflegeheim Kückens, Weserstraße 3 in Berne, hält.
„Die Menschen, die hier gelebt haben, die hier vegetieren mussten, waren bis zum Skelett abgemagert und konnten sich kaum auf den Beinen halten. Ansonsten mussten sie sich zum Sterben hinlegen. Die Patienten lebten hinter vergitterten Fenstern, „hier herrschte ein KZ- und Gefängnischarakter“, so ein Zitat eines der Opfer, die ihren Aufenthalt im damaligen Landeskrankenhaus (LKH) Wehnen während der Nazizeit überlebt haben. Nachzulesen ist das Zitat in einem unter Mitwirkung von Dr. Ingo Harms herausgegebenen Buch mit dem Titel „Forschungen zur Medizin im Nationalsozialismus – Vorgeschichte, Verbrechen, Nachwirkungen.“
Der Medizinhistoriker Dr. Ingo Harms, Privatdozent am Institut für Sonder- und Rehabilitationspädagogik an der Universität Oldenburg mit dem Forschungsschwerpunkt Regionale Gesundheits- und Sozialpolitik im Nationalsozialismus, referiert im Rahmen der fünften Berner Bücherwochen über die Funktion des LKH Wehnen für die auf Erbgesundheit und Rassehygiene ausgerichtete Medizin- und Sozialpolitik der Nazis im Oldenburger Land. Der Vortrag informiert über das System der Nazis, psychisch Kranke oder sonst sozial auffällige „Volksschädlinge“ aus dem gesamten Nordwesten in Wehnen zu konzentrieren und sie dort dem Tod durch Verhungern preiszugeben.
Harms forscht seit rund zwanzig Jahren über diese Thematik. Zusammen mit Mitherausgeber Alfred Fleßner war er Initiator einer Forschungsstelle „Geschichte der Gesundheits- und Sozialpolitik“ an der Universität Oldenburg.
Harms hält sein Referat auf historischem Grund, denn das jetzige Altenpflegeheim befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Berner Krankenhauses. Berne gehörte zum Einzugsbereich des LKH Wehnen, weshalb auch Bürger aus Berne mit psychiatrischen Erkrankungen Gefahr liefen, in Wehnen zu landen. Ob und inwieweit das ehemalige Krankenhaus in das System Wehnen eingebunden war, konnte noch nicht völlig aufgeklärt werden.
Der Eintritt zu dem Vortrag ist frei. Infos und Reservierung: Reinhard Rakow, Telefon 04406/920046 oder berne-bringt@t-online.de.