Holger Evang-Lorenz - fünfundzwanzigster februar zweitausendzweiundzwanzig

fünfundzwanzigster februar zweitausendzweiundzwanzig



putins bomben

töten seit gestern

menschen in odessa charkow mariupol.

die russische armee überfällt gerade kiew.

lügen über lügen aus putins kreml.

lügen verfangen immer

bei gleichgeschalteten medien.

nach den verleumdungen fliegen die bomben.

mein mann verfolgt die nachrichten.

er weint.

gestern zitierte eine freundin

lapidar

diesen

autoaufkleber aus den siebzigern des letzten jahrhunderts:

„stell‘ dir vor, es ist krieg, und keiner geht hin“.

wie zynisch.

als ob irgendjemand in der ukraine die wahl hätte.

der missbrauch des brecht'schen zitats schmerzt.

mir stockt der atem.

sie setzt noch eins drauf:

„warum bist du so böse auf die kölner, die heute karneval feiern? zusammen lachen hilft doch immer.“

nein, zusammen lachen hilft nichts mehr.

das lachen bleibt uns gerade im halse stecken.

ich decke unseren alten hund zu.

er friert bei geöffneter balkontüre.

ich sehe die alten menschen und kinder

in kiewer metrostationen.

sie frieren.

niemand deckt sie zu.

ja, wir werden viel solidarität brauchen.

lasst uns die freien betten in unseren wohnungen beziehen.

lasst uns flüchtenden frauen, männern und kindern aus der ukraine,

sobald sie zu uns kommen,

obdach geben.

wenigstens das.