imternationales literaturfestival berlin ruft zu weltweiten Solidaritätslesungen am 29. September für Salman Rushdie auf_ Jenny Schon gehört mit zu den Erstaufrufer*innen

Aufruf

Das internationale literaturfestival berlin [ilb] lädt Einzelpersonen, Schulen, Universitäten, Kulturinstitutionen und Medien ein, am 29. September 2022 an einer »Weltweiten Lesung« aus Salman Rushdies Werken teilzunehmen – von »Mitternachtskinder«, »Die satanischen Verse«, »Joseph Anton« bis zu seinen neuesten Büchern »Sprachen der Wahrheit« und »Victory City«. Mit der Lesung soll ein Zeichen für die Freiheit der Literatur und des öffentlichen Wortes sowie für die Solidarität mit dem Autor gesetzt werden, der Opfer eines grausamen Attentats wurde.

Auch wenn die konkreten Hintergründe des Attentats und das Motiv des Täters noch nicht geklärt sind, scheint klar, worauf sie vermutlich zurückgehen: auf die Fatwa, die der iranische »Revolutionsführer« Ayatollah Khomeini 1989 gegen Rushdie erlassen hat. Sie forderte die Tötung des in Indien geborenen, britischen Schriftstellers, weil er mit den »Satanischen Versen« angeblich den Islam, den Koran und den Propheten Mohammed beleidigt habe. Bis heute hat das iranische Regime den Aufruf zur Ermordung des Autors nicht zurückgenommen, ebenso wenig wie das Kopfgeld, das es damals auf ihn ausgesetzt hatte. Die wichtigen Medien im Iran applaudieren derzeit dem Attentäter.

Salman Rushdie musste deshalb jahrelang unter intensivem Polizeischutz leben. Mehr als 20 Jahre lang ging man davon aus, dass keine Gefahr mehr für sein Leben bestehe. Doch diese Annahme hat sich durch das blutige Attentat in New York auf schockierende Weise als trügerisch erwiesen. Es macht deutlich, dass die Bedrohung der elementaren Menschenrechte und Freiheiten virulent ist. Der Anschlag auf Rushdie fällt in eine Zeit, in der die demokratische Welt von immer aggressiveren autoritären Mächten unterschiedlichster Prägung in die Defensive gedrängt, wenn nicht – wie in der Ukraine – durch offenen Krieg und ein unglaubliches Ausmaß an Gewalt mit Tod und Zerstörung überzogen wird.

Es ist daher dringend geboten, entschlossen aufzustehen und Recht und Menschenwürde zu verteidigen. Mit der Lektüre seiner Romane und Essays können freiheitsliebende Menschen in aller Welt ein Zeichen setzen, dass sie sich von Gewaltandrohungen nicht einschüchtern lassen und sich keinem Versuch beugen, Gedanken in Wort, Schrift und Bild zu unterdrücken oder auszulöschen.

Die Lesungen können überall stattfinden, auch privat im kleinen Kreis, in einer Schule, in einer Kultureinrichtung oder im Radio. Personen und Institutionen, die sich mit einer Lesung am 29. September beteiligen möchten, werden gebeten, uns folgende Informationen zukommen zu lassen: Organisatoren, Ort, Zeit, teilnehmende Akteure, Veranstaltungssprache, ggf. Link zu Ihrer Website. Die E-Mail-Adresse lautet: worldwidereading@literaturfestival.com. Wir bitten die Veranstalter, die Rechte für Lesungen selbst zu klären.

Unterzeichner:innen

Adonis, Frankreich/ Syrien
Ghayath Almadhoun, Palästina/ Schweden
Martin Amis, Vereinigtes Königreich/USA
Frank Mackay Anim-Appiah, Ghana
Anneke Brassinga, Niederlande
Brian Brett, Kanada
Breyten Breytenbach, Südafrika
Simone Buchholz, Deutschland
Maite Carranza, Spanien
Amir Cheheltan, Iran
Don Mee Choi, Südkorea/ USA
Jennifer Clement, USA/ Mexiko
J.P. Cuenca, Brasilien
Krzysztof Czyżewski, Polen
Michael Day, Deutschland
Louis de Berniere-Smart, Vereinigtes Königreich
Radka Denemarková, Tschechien
Tanja Dückers, Deutschland
Carolin Emcke, Deutschland
Dieter Gräf, Deutschland
Alban Nikolai Herbst, Deutschland
Felicitas Hoppe, Deutschland
Stanka Hrastelj, Slovenien
Iman Humaydan, Libanon
Basma Hussein
Simon Ings, Vereinigtes Königreich
Elfriede Jelinek, Östereich
Khaled Khalifa, Syrien
Reinhard Kleist, Deutschland
Enne Koens, Niederlande
Olaf Kühl, Deutschland
Andrej Kurkow, Ukraine
Laila Lalami, Marokko/ USA
Jonathan Levi, USA/ Israel
Bernard-Henri Lévy, Algerien/ Frankreich
Yang Lian, China/ Vereinigtes Königreich
Elvira Lindo, Spanien
Oliver Lubrich, Deutschland
Silviu Lupescu, Rumänien
Marko Martin, Deutschland
Tienchi Martin-Liao, China/ Deutschland
Hala Mohammad, Syrien
Chris Murray
Widad Nabi, Syrien
Helmuth A. Niederle, Östereich
Makena Onjerika, Kenia
Amir Or, Israel
Peter Pabisch, Deutschland
PEN Östereich
Claudia Piñeiro, Argentinien
David Remnick, USA
Alberto Ruy Sánchez, Mexiko
Alejandro Sanchez Aizcorbe, Peru
Amalia Sanz, Argentinien
Jenny Schon, Deutschland
Eduardo Sguiglia, Argentinien
Mark Shepard,USA
Mikhail Shishkin, Russland/ Schweiz
Ostap Slyvynsky, Ukraine
Wole Soyinka, Nigeria/ USA
Guido Steinberg, Deutschland
Studio Khaled Barakeh
Biyu Suárez de Jaldín, Bolivien
Janne Teller, Dänemark
Ma Thida, Myanmar
Stephan Thome, Deutschland
Jarkko Tontti, Finnland
Ekaterina Turchaninova, Russland
Saskia Vogel, USA
Keto von Waberer, Deutschland
Monika Zgustova, Tschechien