Jenny Schon - Herbst auf meinem Balkon
Jenny Schon
Herbst auf meinem Balkon
Ein letztes Kuscheln
unter welkem Laub
mit meinen Feuerbohnen
am Abend Blähungen
Gerüche aus
verbrauchter Erde
die Winterschlaf ersehnt
Ameisen wälzen Krumen
Die Schreier haben
die Nester verlassen
ein müdes Taubenpaar
schaut mir beim Ernten zu
Löwenmäulchen lachen
noch immer mit breitem Grinsen
eine Margerite hat
den Frühling verpaßt
Dieses Jahr dufteten
keine Wicken
und Ringelblumen tanzten
nicht im Sinnenlicht
Astern sind treu mir
geblieben und Oleander
ein Teppich von Lavendel belebt
mein Wissen vom Süden
Das war eine andere Zeit
Ich reise nicht mehr
vertrage nicht Hitze noch Enge
vielleicht fürcht ich
ein Gespräch über
Belanglosigkeiten Herbst
du sitzt träge in meinem Sessel
den ich zum Denken bereitgestellt
Noch bist du jung
in deinem Ockerkleid
mit umbrischem Schuh. Schreite!
Greif mich zum Tanz!
Auf meinem Balkon
ist reichlich Platz für zwei
Vielleicht hast du Bruder
und Schwester
Kommt!
Schmückt mich mit
Blätterranken
Der Wind summt uns den Takt