Jenny Schon - Rose, du… Ein Jahreszeitengedicht

Jenny Schon

Rose, du…
Ein Jahreszeitengedicht


Maria
Rose du unter den Weibern
Gebenedeit hieß es früher
Der Kindergeburtstag ist dein Tag
Du schenktest Leben

Maria
Weiße Lilie du Braut Gottes
Aus deiner Milch säugtest du
Hera gleich einen
Titanen der Freiheit bringt

Maria
Akeleie du schöne Taube
Des Friedens sieben
Geistesgaben sind dir gegeben
Wie dein Blütenstand verspricht

Maria
Zitenlose du
Die das Winterlicht gebar
Märzenbecher
Und Schneeglöckchen

Maria
Feldblume du
Veilchen Maiglöckchen Nelke
in der ersten Wärme des Jahres
ist dein Kleid ein Blütengewand

Maria
Im blauen Mantel der Kornblume
In der Hochzeit des Sommers
Zu deiner Himmelfahrt
Sagst du uns lebt Wohl

Aus: Jenny Schon, Zukunft atmen, Geest Verlag, 2022
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Zitenlos: entstammt dem Althochdeutschen zītelōsa „früh blühende Frühlingsblumen“, kommt auch in „Herbstzeitlose“, vor.
Gebenedeit: benedeien, die germanisierte Form des lateinischen Partizips benedictus (deutsch: gesegnet).