Jonas Heyng - Falsche Sterne
Falsche Sterne
Jonas Heyng
Ich bekam einmal die Aufgabe, einen Abendimpuls für eine Gruppe von Menschen zu organisieren. Die Leute sollten dabei runterkommen, ähnlich wie bei einer Traumreise. Ich persönlich fand so was immer recht albern, weil ich nie ein Problem damit hatte, mich zu entspannen. Und noch alberner war der Gedanke, dass ich jemand anderes bräuchte, um mir zu sagen, wovon ich fantasieren soll. Wie peinlich ist das denn?
Ich fand schließlich einen Sternenlichtprojektor mit dazugehörigen Texten und war damit ausreichend vorbereitet. Und so ließen sich am Abend alle im Dunkel des Raums nieder, starrten in die Projektion falscher Sterne an der Decke und lauschten mir, wie ich von besonderen Sternstunden sprach. Stunden, die alles in einem Leben verändern können. Als ich fertig war, legte ich mich ebenfalls hin und wartete, bis jeder den Raum verlassen hatte.
Meine eigenen Worte hallten in meinem Verstand nach, als auch ich in die falschen Sterne blickte. Und der Abgrund dieser Sterne blickte zurück. Ich wurde ein halbes Jahr zurückgeworfen. Sich verabschieden im Krankenhaus – klar wachst du wieder auf.
Anschließend Kuchen essen, als wäre alles normal – als würde sie nicht gerade im Sterben liegen. Als könnte es nicht jeden Augenblick vorbei sein – zu meiner Freundin fahren und zusammenbrechen – Die nächsten Tage sich auf das Schlimmste einstellen – Für fast jeden kommt dieser Augenblick. Die wenigs-ten Eltern überleben ihre Kinder – eigentlich ist das normal – natürlich – und wenn es passiert, musst du bereit sein – Zeig allen, dass sie alles richtig gemacht hat und du klarkommen wirst.
Kann sein, dass unser Leben in diesem Universum klein und unbedeutend ist, aber du bist für mich nicht unbedeutend. Ich bin froh, dass du noch da bist, und ich muss dir das öfter sagen.
Niemand sieht im Dunkeln, wie meine Augen feucht werden.