Jos Mehrings las am gestrigen Abend aus seinem Roman 'Die unerhörte Liebe des Richters K.' am Landgericht Münster
Einmal den Gerichtssaal in anderer Funktion nutzen. Das konnte am gestrigen Abend Jos Mehrings, der seinen Roman 'Die unerhörte Liebe des Richters K.' am Landgericht Münster vorstellte. Eine spannende Lesung, erinnert doch einiges an Mehrings Roman an den Dorfrichter Adam, spielt die Handlung zudem weitgehend in Münster. Si war das Publikum, überwiegend ein juristisches Publikum, auch äßerst angetan und spendete viel Beifall und Lob. Anderern Gerichten zur Nachahmung empfohlen.
Der Inhalt des Romans
Eigentlich sollte im Leben des eher unscheinbaren 57-jährigen Richters am Landgericht, verheiratet, Vater von drei erwachsenen Kindern, nicht mehr viel Unvorhergesehenes passieren, sein Leben in geordneten Bahnen weiterlaufen. Aber es kommt anders. Der Richter Heinrich Kollmann „verguckt“ sich in eine junge Kassiererin und stellt dieser nach. Er unternimmt dabei Dinge, für die er andere verurteilt. Mehr und mehr gerät sein privates, aber auch sein beruf-liches Leben aus der Bahn. Kollmann steigert sich schließlich in einen Wahn und sieht sich als führende Kraft einer weltweit grassierenden Pandemie für den Frieden.
Bis dato ist er seinen Aufgaben als Richter, der mit der Hälfte seiner Arbeitskraft in einer Straf-, mit der anderen Hälfte in einer Zivilkammer am Landgericht Münster tätig ist, unauffällig nachgekommen. Diese Teile des Romans sind sowohl für den juristischen Leser interessant, der Vieles und vielleicht auch sich selbst erkennen wird, aber auch für den Nichtjuristen, der vieles erstmals kennenlernt. Dabei wird mit einigen weit verbreiteten Rechtsirrtümern aufgeräumt, etwa zur Abgrenzung zwischen Mord und Totschlag.
Der Autor hat zahlreiche Erfahrungen aus seiner beruflichen Tätigkeit als Richter in den Roman einfließen lassen, bestimmte Situationen und Sachverhalte aber nach dem Motto, „Roman bedeutet, dass die Ereignisse, die darin vorkommen, auch frei erdacht sein dürfen“ (Martin Suter) hinzugefügt, etwa einen Strafprozess nach einem Raubüberfall auf eine Spielothek.