Jutta Krähling - Das Jahr im Brennnesselhemd - Corona Chroniken - Tolle Premiere am gestrigen Abend im Theaterlabor Bielefeld
Eine wunderbare Lesung und viel Gespräch im gut besetzten Theater Labaratorium in Bielefeld, das war gestern der Rahmen für eine mehr als überzeugende Buchpremiere von Jutta Krähling und ihren Corona-Chroniken. Gut 40 Gäste waren gekommen und wurden von Verlagsleiter Alfred Büngen mit einer kleinen Einführungswort über die Corona-Situation und die Aufgaben der Literatur in dieser Zeit und von den Bücherfrauen Bielefeld begrüßt. Die Autorin las an diesem Abend zwei Kurgzeschichten aus ihrem Buch 'Das Jahr im Brennnesselhemd'. Das Publikum zeigte sich im Gespräch beeindruckt, wie die Autorin den Sprachlosen in unserer Gesellschaft Worte und Gesichter verleiht, deckte die Autorin mit zahlreichen Fragen über Entstehungsgeschichte und -absicht des Buches ein. Die Autorin lies den Gästen aber auch genügend Zeit, sich über ihre Befindlichkeiten gegenüber Corona zu äußern.
Ein überzeugender Leseabend, wie großer Beifall und der Buchverkauf bewiesen.
Jutta Krähling
Das Jahr im Brennnesselhemd
Corona-Chroniken
Mit Bildern von Marianne Behechti
Vechta 2022
ISBN 978-3-86685-911-1
ca. 150 S., 13,80 Euro
Buchpremiere am 15.09. 2022 im Theaterlabor Bielefeld 20..00 Uhr
Aus dem Nachwort der Autorin:
"Die Coronapandemie hat uns in einem Punkt recht gleich gemacht: Unser aller Leben hat sich verändert. Einschränkungen und Begrenzungen gehören zum Alltag. Doch dann hören die Gemeinsamkeiten schon auf: Was für viele Unbequemlichkeiten und eine gewisse Umgewöhnung bedeuten mag, geht für andere an die nackte Existenz. Wie kommen diejenigen mit den Lockdownbedingungen zurecht, die schon vorher zu kämpfen hatten? Und diejenigen, die Covid aus der Bahn wirft?
Ich habe das Literaturstipendium (Stipendium des Landes NRW) geht es verwendet, um literarisch der Frage nachzugehen, wie Randgruppen die Pandemie 2020/2021 erlebt haben.
Es sind sechszehn Kurzgeschichten entstanden, die auf 102 Interviews beruhen. Das heißt, die Figuren und die Handlung sind konstruiert. Trotzdem bin ich zunächst journalistisch vorgegangen. Die Texte beruhen auf Recherchen und ich habe mich mit dem jeweiligen Hintergrund vertraut gemacht. Mit einer Ausnahme liegen allen Texten mindestens sechs, in der Regel acht Interviews mit Betroffenen zugrunde. Nur bei dem Text „Mein Mond hat Durst“ (Schwerbehinderte) gab es keine Direktinterviews, sondern nur Gespräche mit dem betreuenden Pflegepersonal.
Diese erste Phase verlief je nach Thema unterschiedlich schwierig, z.B. gab es bei den Obdachlosen große Scham und Unwillen sich zu äußern, wohingegen bei der Recherche zur Prostitution große Aufgeschlossenheit vorherrschte, da die Frauen ihre Position darstellen wollten. Die Interviews mit den Strafgefangenen gestaltete sich schwierig, da Telefonzeit teuer und zeitlich bemessen ist und es eine Besuchersperre gab.
Die Arbeit unter Coronabedingungen brachte es mit sich, dass ein Teil der Interviews telefonisch stattfand. Dies hatte jedoch den Vorteil, dass der Radius sehr viel größer war und ich auch Interviewpartner außerhalb NRW hatte. Der Text „Blick über ein weites Meer“ bezieht sich überwiegend auf Gespräche mit jungen Leuten, die in Neuseeland „gestrandet“ sind und zwei Interviews aus Australien. Die meisten der anonymen Interviews fanden in Ostwestfalen und im südlichen Niedersachsen statt. Die Gespräche, die auf Spaziergängen, an Gartenzäumen, telefonisch per Zoom und schriftlich stattfanden, waren sehr spannend. Ich danke allen InterviewpartnerInnen, die sich an dem Projekt beteiligt haben.
Die Texte gibt es als Print- und Hörversion. "