Kristin Wolz - plastikinsel

plastikinsel


schwarz geworden ist dein horizont
hockst am rand der plastikinsel
meeresschäume beflecken dich
ziehst die fleecejacke besser zu

innen fühlst du glashart kälte
misstönend dein orchester starrt
jedes organ ein fetzen skrupel
krebst wie polypropylenteile

klammernde brocken klumpen
treiben mit strömungen dich fort
schreien will steigen ebbt stumm
schwarz geworden ist dein mund
 

Kristin Wolz

aufgewachsen im Wolfsburg der Fünfzigerjahre. Stu-diert hat sie in Göttingen (Anglistik und Germanistik). Ein Lebensort ist Ladenburg. Ein zweites Domizil haben sie seit 16 Jahren in Italien. 2009 ließ sie sich beurlau-ben, zog es vor, die Sommer in Umbrien zu verbringen und Bücher ‚einfach so‘ zu lesen – ohne an deren Ver-wendung im Unterricht oder in der Schulbibliothek zu denken. Das Schreiben, das sie seit Jahren durch ihren Alltag begleitet, wollte mehr Raum haben. Und bekam ihn – unter Olivenbäumen in ihrem Garten. Dort schaf-fen ihr Mann und sie auch Gemeinschaftsprojekte. Der Physiker malt Physik und sie übersetzt die Bildbot-schaften in Gedichte und Kurzprosa. Besonders gefreut hat sie der Preis beim Mannheimer Literaturwettbe-werb der „Räuber77“ (2014 Lyrik).


 aus:

Politische Lyrik
Du sollst kein unbeteiligter
Zuschauer sein
Siegertexte
und Platzierte des
Stefan Hölscher & Geest-Verlag
Literaturwettbewerbs 2015/16
Hrsg. von
Stefan Hölscher
Franziska Brunn und Alfred Büngen

© 2016 Geest, Vechta