Liebe Grüße Eure Lea - Vechtaer Jugendliche in der Zeit des Nationalsozialismus - Ein Schreibprojekt und Rollenspiel mit Schüler*innen der Geschwister-Scholl-Schule Vechta. Hrsg Alfred Büngen (neu erschienen)


Liebe Grüße
Eure Lea

Vechtaer Jugendliche
in der Zeit des Nationalsozialismus


Ein Schreibprojekt und Rollenspiel
mit Schüler*innen
der Geschwister-Scholl-Schule Vechta

Herausgegeben von
Alfred Büngen

Geest-Verlag 2022

Broschüre

68 S.


Im Ramen eines größeren Demokratieprojekts boten wir Schülerinnen und Schülern der achten Klassen der Geschwister Scholl-Oberschule in Vechta die Möglichkeit an, in fiktiven Rollen das Leben von Jugendlichen in der Zeit des Nationalsozialismus in Vechta zu erleben. In diesem Rollenspiel sollten sie erleben, wie Jugendliche aufgrund rassistischer und antidemokratischer Denkweisen ausgegrenzt werden, welche Möglichkeiten der Gegenwehr entwi-ckelt werden konnten. Nach Möglichkeit wurden da-bei stets regionale Bezüge mit in das Rollenspiel eingebaut.
Zu Beginn des Spiels wurden die vom Verfasser ausgearbeiteten Rollen verteilt. Die Schülerinnen und Schüler durften sich die Rolle aussuchen, die sie haben wollten, die vielleicht eher im Naturell ihren Eigenarten entsprach oder – so zeigte sich in der Rollenwahl der Jugendlichen – eher das Gegenteil ihrer Persönlichkeit bot. So ergab sich die Möglich-keit auszuprobieren, wie eine solche anders gelagerte Persönlichkeit funktionierte.
Weiter ging es dann Schritt für Schritt. Nach einer kurzen Erläuterung und einem Gespräch über einen jeweiligen historischen Zeitabschnitt, immer auch in der Konkretisierung auf Vechta, gab es eine Schreibaufgabe, die die jungen Autor*innnen in Einzelarbeit oder Gruppenarbeit schriftlich lösten. So wichtig wie das Schreiben war das anschließende Gespräch über das Geschriebene in den jeweiligen Rollen. Und es war bemerkenswert, wie intensiv die Schüler*innen sich schon nach kurzer Zeit mit ihren jeweiligen Rollen auseinandersetzten, ja sich sogar im Gespräch mit ihrem Rollennamen ansprachen. So ging es im Rollenspiel weiter. Mit aller Intensität gingen die Freunde Leas daran, sie vor dem Zugriff durch die Nazis zu schützen. Doch auch die Jugendlichen, die Lea der Vernichtung (aus welchen Gründen auch immer) zuführen wollten, scheuten keine Bos-haftigkeit, um ihren Plan in die Tat umzusetzen, so wie viele der Mitspieler versuchten, neutral zu bleiben, damit Lea aber erst recht der Verfolgung aussetzten. Einer der intensivsten Momente des Spiels dabei war sicherlich das Verhör der Schü-ler*innen durch einen Gestapobeamten. Fast körperlich konnte man spüren, wie die fiktiven Klassenkameraden und Freunde Leas mitfieberten, dass niemand das jüdische Mädchen verriet. Umso intensiver war später die Enttäuschung, dass Lea doch Opfer wurde.
In einer abschließenden Sequenz sollten sich die Jugendlichen auch mit den Auswirkungen ihrer Hal-tungen und Erlebnisse in diesen Jugendjahren auf ihr späteres Leben auseinandersetzen.
Die Intensität der Beteiligung der Jugendlichen war sehr hoch. So suchte ein Mitspieler im Nachmittagsbereich die Orte des Grauens in Vechta auf und fotografierte sie (KZ, ehemalige Synagoge, Stolpersteine). Alle Mitwirkenden trugen am Abschlusstag ein Ergebnis ihrer Arbeit vor der gesamten Schülerschaft des Jahrgangs vor.