Madlen Kunz - Ich denke mich größer

Ich denke mich größer
 
Denn ich hatte viel Kleines nachzuholen.
 
Sieh mich an,
Ich höre nicht mehr nur Musik mit Tiefgang
Ich höre Elektro-House-Rap
Und fühl mich cool;
Ich schwanke zwischen Lippenstiftfarben
Und frage mich zum ersten Mal
Welches Parfum mir gefällt;
Ich trage Klamotten
Die ich ausfüllen kann
Anstatt darin zu versinken;
Ich lauf nicht mehr nur
Ich hebe Gewicht –
Zwar nur ein Fünftel von dem,
Was meine Freundin da stemmt –
Aber ey, ich bin schnell;
Du mochtest mich
Klein und schmächtig
Und das war ich
Ein Kind
Das du zu einem Wunderkind machen wolltest
Vielleicht
Weil du sonst nicht mehr an Wunder geglaubt hast
 
Aber ich will kein Wunder sein
 
Kein Konzept
Und keine Philosophie
Kein Held
Ein Mensch
Ein Kind
Das ist, was ich wirklich will

Und deshalb
Muss ich gehen
 
Denn ich bin kein Wunder
Und ich habe alles dafür gegeben
Es für dich zu sein
Doch nach dem Unmöglichen zu streben
Nimmt dich irgendwann ganz ein
Und deine Menschlichkeit wegzuschneiden
Macht dich irgendwann sehr klein
 
Ich bin kein Held
Also kann ich dich nicht retten
Aber ich kann mich vor dir retten
 
Deshalb muss ich jetzt gehen
 
Und die Wunder entdecken
Die sich bis jetzt
In Wachsfarben
Düften
Und Spaß
Vor mir versteckten
 
Ich denke mich größer
Als dein beschränktes Bild
Von Wundern