Monika Nicolas-Schmitz, Trotz alledem

Monika Nicolas-Schmitz, Reiff
Trotz alledem

Was bin ich schlapp, mir ist so schwindlig,
Ich bliebe besser mal zu Haus.
Doch grade heute geht das gar nicht, 
Zu viel zu tun, wie säh das aus?

Obwohl, so ein, zwei Tage Ruhe,
Dann wär ich, glaub ich wieder fit.
Es zieht sich sonst nur in die Länge,
Und geht, so scheint es, gar nicht weg.    

Ach was, ich nehme mehr Tabletten,
Damit steh ich den Tag schon durch.
Und sollte es nicht besser werden,
Kuriere ich mich morgen aus.

Oh je, mein Kopf und meine Glieder,
Es tut mir wirklich alles weh.
Trotzdem, ich arbeite heut lieber,
Ich schaffe das, trotz alledem.

Und morgen, Mist, da ist das Meeting,
Da muss ich hin, auf jeden Fall. 
Okay, auch morgen nur Tabletten,
Ich ruhe mich ein andermal.

Doch übermorgen ist unmöglich, 
Da sind so viele außer Haus.
Kollegin Hinz ist ganz alleine
Und kennt sich überhaupt nicht aus.

Danach den Tag, da geht es gar nicht,
Dann gibt es noch viel mehr zu tun.
Es ist jetzt wirklich nicht der Zeitpunkt,
Sich übermäßig auszuruhn.

Oh je, mein Kopf und meine Glieder,
Es tut mir wirklich alles weh.
Trotzdem, ich geh auch morgen wieder,
Ich krieg das hin, trotz alledem.

Zumal Kollegin Kunz jetzt ausfällt,
Sie ist scheinbar ernstlich erkrankt.
Gemunkelt wird etwas von Burnout,
Naja, sie wirkte nie sehr stark.

Im Gegensatz zu mir, ich halte
Das bisschen Stress ganz locker aus.
Das muss ich auch, denn alles andre,
Es wär, vermute ich, mein Aus.

Mit fünfundfünzig nicht die Jüngste,
Geh ich kein Risiko mehr ein.
Es wär für mich das Allerschlimmste,
Auf einmal ohne Job zu sein. 

Oh je, mein Kopf und meine Glieder,
Es tut mir wirklich alles weh.
Trotzdem, ich gehe immer wieder,
Denn ich bin stark, trotz alledem.

Ich kann das Kranksein mir verkneifen,
Egal, auch wenn’s nicht angenehm.
Sollt ich mal nicht mehr hingehn können,
Dann kröche ich, trotz alledem.

Würd ich doch auf der Nase landen,
Dann wäre das nicht weiter schlimm.
Ich könnte dann noch immer sagen:
Ich hab ’nen Job trotz alledem.