Neu im Shop: Hildegard Kohnen, Doris Egger und Anne Koch-Gosejcob

9783866852419.jpg

Hildegard Kohnen
Liebesperlen und Lakritze
Eine Kindheit zwischen
Stadt und Land,
Krieg und Frieden
Geest-Verlag 2010
ISBN 978-3-86685-241-9
11 Euro

Die Flucht vor den Grausamkeiten des Krieges, von der Stadt aufs Land, bildet den Ausgangspunkt dieses biographischen Buches. 1942, die siebenjährige Protagonistin flieht, nachdem der Krieg in ihre Stadt im Ruhrgebiet einzog und ihr den Vater nahm, mit ihrer Mutter und ihrer Schwester von der Großstadt in ein kleines Dorf in der Eifel (Altrich) zum Großvater. Zwar den Härten des Krieges entkommen stellen sich aber andere Probleme dar. Eine neue Umgebung, gar eine neue Welt, die viele erheiternde Anekdoten, aber auch traurige, bitterernste Momente hervorbringt, wird aus der Sicht eines Kindes in abwechslungsreicher Art und Weise geschildert.
„Leib und Seele sind da“, brummelte Großvater gut gelaunt und verkrümelte sich.
Der Pastor stichelte gern und erteilte mit Vorliebe in salbungsvoller Art medizinische Ratschläge, die der Doktor meist überhörte. Wenn nicht, sprühten die Funken. Unsere Küche wurde zum Wörtersee. Ich saß über den Hausaufgaben. In Wirklichkeit aber schrieb ich hinter einem aufgestellten Buch alle Schimpfwörter des Doktors mit: Himmelskomiker, Seelenangler, Fegefeuerakrobat, missratenes Magnifikat, Ablass¬krämer, gebündelter Geheimnisträger, Euer Merkwürden, Euer Fragwürden und scheinheiliger Vater stand in meiner Kladde. Für die meisten Ausdrücke brauchte ich noch Quellen, um sie zu knacken. „So viel Platz, wie unser Pastor im Himmel beansprucht, gibt es dort nicht“, musterte der Doktor die überaus stattliche Figur des Pastors von oben nach unten. So schlug er ihn meist in die Flucht.“
Hildegard Kohnen gelingt es in geisternder Weise, die Menschen dieser Zeit einzufangen. Selbst der kleinsten Nebenfigur haucht sie authentisches Leben ein. Ein Buch, das man zu gerne ‚in einem Rutsch’ liest, mit der kindlichen Heldin mitleidet und sich mitfreut, wenn sie wieder einmal der Erwachsenenwelt ihre Sicht der Dinge aufzuzwingen sucht.
Über die mitreißende biografische Darstellung hinaus ist der Autorin so ein wichtiges Dokument regionaler und überregionaler Zeitgeschichte gelungen.

*******************************

Anne Koch-Gosejacob

Wenn die Dämmerung
den Tag umfängt
Mit einem Vorwort der
Deutschen Parkinson Vereinigung e. V.
Geest-Verlag 2010
ISBN 978-3-86685-244-0
ca.22o Seiten, 12 Euro

Die Tochter, selber inzwischen Rentnerin, wird plötzlich vor die Aufgabe gestellt, ihre an Demenz und Parkinson erkrankte Mutter zu pflegen und sie bis zu ihrem Tod zu begleiten. Konflikte und Probleme machen den Familienangehörigen zu schaffen. Psychischer Druck und Aggressivität der Mutter verletzen, unerwartete Nähe ist beglückend.
Wer war die Frau, die ihre Mutter ist? Die Tochter versucht, dies in kurzen Rückblenden und Geschichten zu ergründen.
Ein Buch, in dem sich viele Menschen, die in vergleichbare Situationen geraten sind, wiedererkennen werden. Ihnen wird das Buch Orientierungshilfe sein, die Verfassung des Erkrankten, aber auch von sich selber und anderen Familienangehörigen zu verstehen. Bewusst ist es nicht als Fachbuch gehalten, vielmehr als einfühlsamer Erzähltext geschrieben, in dem sich die unterschiedlichen Gefühls- und Erlebniswelten spiegeln und so verstanden werden können.

*********************

Doris Egger

Ikarus - flieg nicht so

Gedichte

Geest-Verlag 2010

 ISBN 978-3-86685-236-5
11 Euro

 

‚Ikarus – flieg nicht so' ist eine Auswahl der Gedich­te der Autorin aus den ver­gangenen 25 Jahren, in denen sich die Bedeutung des lyrischen Schreibens  als Möglichkeit individueller Reflexion und gesellschaftlicher Positionsbestimmmung zeigt.  Die Intensität der Sprache und der Sprachbilder ist gerade durch die beson­dere Schlichtheit von Bild und Wort atemberau­bend, führt den Leser an die Grund­festen eigenen Seins.

und leise singt
die nachtigall
über allem
ihre leisen
klagen
voller wissen …

‘Ikarus - flieg nicht so’ gibt es auch als Lese- und Schreibprojekt der Autorin für Menschen mit und ohne Behinderung.

Doris Egger ist in Basel wohnhaft, 47 Jahre alt. Bis kurz vor dem Abitur besuchte sie die Schule, kam dann in eine psychiatrische Klinik, in der sie mehrere Jahre verbrachte. Danach arbeitete sie 20 Jahre an einem geschützten Arbeitsplatz im Büro, verbrachte zwi­schendurch immer wieder Zeiten in der Klinik. Heute arbeitet sie im künstlerischen Bereich. Neben dem Schreiben (Lyrik und Theater) befasst sie sich intensiv mit der abstrakten Malerei.