Norbert Büttner - Wandel
Wandel
Das alte Haus, das sie seit acht Jahren jeden Sommer für zwei Wochen bezogen, erschien ihm dieses Mal fremd. Er hatte sich in den vergangenen Urlauben an dieses Refugium beinahe so gewöhnt wie eine Schnecke an ihr Gehäuse und seiner nicht einmal besonders gedacht, es wie selbstverständlich wahrgenommen so wie das frische Landbrot, das er so gern aß, oder die Milch, die sie beim Bauern kauften. Aber jetzt verstimmte ihn irgendetwas. Das Haus schien einen anderen Geruch an sich zu haben, die Zimmer wirkten abweisend und sogar die Treppenstufen knarrten in fremdem Ton.
Vielleicht hatte es mit den Untermietern zu tun, die sie vorigen Herbst aufgenommen hatten und die einen kleinen Teil des Hauses – eine Küche, ein Zimmer – besetzt hielten. Sie hatten vor ihrer Ankunft alles geputzt, die Fenster gewischt, die Böden gescheuert und in den Ecken die Spinnweben entfernt.
Aber so unaufdringlich sie sich auch verhielten, ihre Gerüche und Geräusche erfüllten das Haus. Immer klapperte irgendwo eine Tür, trampelten Schritte im Flur und auf der Treppe, erklangen auf der Veranda fremde Stimmen. Er konnte das Haus nicht mehr in sich auf-nehmen, sein Raunen und Rascheln, Quelle so vieler Eingebungen, Echolot vergangener Generationen, war verstummt.