Berne - Herbert Allerheiligen ist auf Spurensuche. Wieder einmal. Erneut steht dabei der 800 Quadratmeter große jüdische Friedhof an der Weserstraße/B 74 in Berne im Fokus. Anlässlich seines Buches zum „Jüdischen Leben in Berne von 1771 bis 2021“ ist nämlich ein Ereignis in den Vordergrund gerückt, das vergessen schien. Es handelt sich um eine Gedenktafel, die am 30. Januar 1981 aufgestellt wurde, aber verschollen ist. Alle Versuche, den Verbleib zu ermitteln, seien bis heute fehlgeschlagen, sagt Herbert Allerheiligen. Sicherlich gebe es aber Menschen, die damals mitgewirkt haben.
Alternative Liste Berne
Ein Mahnmal gegen Terror und Gewalt, vier Bretter auf zwei Balken genagelt, mit einem Text in Anlehnung an das Buchenwald-Manifest mit den Worten versehen „Nie wieder Faschismus! Solange Faschismus und Militarismus in Deutschland nicht restlos vernichtet sind, wird es keine Ruhe und keinen Frieden bei uns und in der Welt geben“, war beim jüdischen Friedhof aufgestellt worden. Das Manifest war im April 1945 nach der Befreiung des Konzentrationslagers verfasst worden.
Spurensuche zu einer Gedenktafel am jüdischen Friedhof in Berne
Archiv Herbert Allerheiligen
Zur Mahnung an die Gräueltaten im Dritten Reich hatten sich Mitglieder der Alternativen Liste Berne (ALB) im Jahr 1981, und zwar am 30. Januar, dem Tag der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler, zu einer Kundgebung zusammengefunden. Zuerst arbeiteten sie auf dem jüdischen Friedhof. Grabsteine wurden gesäubert. Anschließend folgte ein Schweigemarsch.
Diskussion am Breithof
Über den Schwarzen Weg und über die Lange Straße bewegte sich die Gruppe, einige Teilnehmer trugen einen Judenstern. Auf dem Breithof wurde an einem Informationsstand eine Dokumentationsschrift über die Jahre des Nationalsozialismus in Berne angeboten. Nur wenige Interessierte kamen und ließen sich in Diskussionen ein. So beschrieb es unsere damalige Redaktion. In der Informationsschrift unter dem Titel „Nie wieder Faschismus in Berne und anderswo“ hatte man Zeitungsartikel des Stedinger Boten aus den Jahren 1933 bis 1939 zusammengetragen. Dabei wurden insbesondere amtliche Bekanntmachungen herangezogen, die Aufschluss über die systematische Entrechtung und Vertreibung jüdische Mitbürger geben. Zwei jüdische Frauen aus Berne starben im Konzentrationslager Theresienstadt: Sara Koopmann, geborene Katz (22.7.1861-6.9.1942) und Ida Koopmann, geborene Meyer (4.5.1870-1.3.1943).
Wann, warum, von wem?
US-Truppen hatten das Lager Buchenwald auf dem Ettersberg bei Weimar am 11. April 1945 befreit. Das Buchenwalder Manifest für Frieden, Freiheit und Sozialismus war wenig später verabschiedet worden. Wer aber erinnerte sich gut 36 Jahre später in Berne daran? Leute müssen die Tafel entworfen und sie erstellt haben. Wer wirkte daran mit? „Wir erhoffen Aufschlüsse zu bekommen, wo die Gedenktafel verblieben ist. Wer weiß, wann, warum und von wem die Gedenktafel vom jüdischen Friedhof entfernt wurde?“, fragen sich Herbert Allerheiligen und der Geest-Verlag.
Über Hinweise freuen sich der Geest-Verlag unter der E-Mail-Adresse info@geest-verlag.de sowie der Autor Herbert Allerheiligen, herbert.allerheiligen@web.de, sehr.