Philipp Létranger mit Lesebericht zu Anna Hackstedt, Lara L.J. Robbers und Amanda Wurm 'Bis wir in Mondlicht ertrinken'

"Weil dein Juli-Lachen mein Norden ist"
 

Lesebericht zu "Bis wir in Mondlicht ertrinken"
 
2025 im Geest-Verlag erschienen ist dieser bemerkenswerte Gedichtband mit Gedichten der drei Autorinnen Anna Hackstedt, Lara L.J. Robbers und Amanda Wurm, alle drei, wenn ich es richtig verstanden habe, aus der Nachwuchsarbeit des Geest-Verlages hervorgegangen.
 
Dass es sich hier um drei junge Autorinnen handelt, schadet ihren Gedichten in keiner Weise. Es ist Lyrik im Werden, und auch das Gefühl darin ist ein junges Lebensgefühl. Aber Hand aufs Herz: Sind nicht für uns alle die Gefühle, die wir als junge Erwachsene gefühlt haben, ganz wesentlich für unser Leben geworden? Ich habe mich jedenfalls gerne und ohne Befremden in die Welt dieses Buches eingefühlt.
 
Worum es geht? Ums Verliebt sein, das Lieben, die Sehnsucht, den Trennungsschmerz, den Umgang mit den Enttäuschungen, um das Leiden an sich selbst und den Anderen, um Rausch und Intensität, um alles, das sich schwer auflisten lässt.
 
Wer erinnert sich nicht an den Kampf mit der Sehnsucht wie hier beschrieben: "Mit klopfenden Ästen an dunklen Fenstern / Reiße auch ich mich los / Von Hoffen auf morgen und dem Mann im Mond "; an die Selbstzweifel: "Ich liebe dich nicht, / Ich hasse mich nur gerade genug, / Um zu denken, / Ich hätte dich verdient"; an die Sehnsucht: "Fiebrig zitternd / springen die Augen / von Auto zu Auto /  stets auf der Suche nach / dem Einen"; an den Trennungsschmerz: "Bis mein Herz Rippen grün und blau schlägt / Und im Achteltakt rast; / "Ich vermisse dich nicht!“; den Taumel der Tage: "Die lila Umarmung riecht noch ein wenig nach Schaf, / so verhangen in der Wolkenwelt"?
 
Ich fand hier drei völlig eigenständige Autorinnen, gut unterscheidbar in Ausdrucksweise und Stil, mit völlig unterschiedlichen Blicken auf die Welt und sich selbst. In den angehängten Leseproben lässt sich das schon gut erkennen. Aber gerade die Dreistimmigkeit des Buches macht deutlich, wie reich und vielfältig die junge Lyrik sein kann und sein darf.
 
Wer selbst noch jung ist, oder sich jung fühlt, dem lege ich dieses Buch ans Herz. Und diejenigen, die sich gerne mal wieder jung fühlen mögen, sollten den Gedichtband unbedingt lesen. 
 
Ansonsten gilt wie immer. Lest die Leseproben und bildet euch ein eigenes Bild. Kann gut sein, dass ihr Lust auf mehr von diesen Gedichten bekommt. Man findet bei Geest auch Einzelbände der hier vertretenen Lyrikerinnen.