Presse berichtet breit über das "Erste Warflether Lieder-Pfingsten"

Für alle, die Pfingsten nicht dabei sein konnten, berichten Weser-Kurier und Nordwestzeitung:
"
Das Erste Warflether Lieder-Pfingsten hat Großes versprochen, alles gehalten."

http://www.weser-kurier.de/region/die-norddeutsche_artikel,-Stehende-Ovationen-fuer-Musik-und-Rezitation-_arid,1378968.html

Stehende Ovationen für Musik und Rezitation
"Berauschender Gesang, überbordende Emotionen"


Konzerte In der Warflether St.-Marien-Kirche beeindrucken das Publikum / Einführung durch Initiator Reinhard Rakow
Stehende Ovationen für Musik und Rezitation
GERD KLINGENBERG 19.05.2016

Konzertkirche Warfleth Lesung mit Klavierbegleitung "Cornet Christoph Rilke"
Stefan Haselhoff rezitiert ein Melodram nach Rilke-Texten. (Christian Kosak)

Was für eine Stimme: Nahezu unbegrenzt tragfähig, von kerniger Substanz, gelegentlich mit Schärfe, zugleich mit lyrischem Timbre, dazu blitzsauber intoniert und beim Vibrato sorgsam dosiert. Kurz gesagt: Die ausgeprägte Stimmqualität der noch jungen, aber bereits vielfach preisgekrönten Sopranistin Ania Vegry entsprach in jeder Hinsicht den immensen Anforderungen, die Paul Hindemiths Liederzyklus „Das Marienleben" an die ausführende Sängerin stellt.

Für die Zuhörer in der Kirche St. Marien in Warfleth war die Aufführung dieses Werkes ein Leckerbissen erster Güte, zumal auch das ansonsten eher unscheinbare, direkt am Deich gelegene Gebäude eine für derartige kammermusikalische Events optimale Akustik bietet. Zum besseren Verständnis des hochgradig anspruchsvollen Opus gab es zuvor eine längere, sehr informative Einführung durch Initiator Reinhard Rakow und den Pianisten Nicholas Rimmer.

Gut zu wissen etwa, dass Hindemith von seinem Malerfreund Heinrich Vogeler angeregt wurde, die wortgewaltigen Reime Rainer Maria Rilkes zu vertonen. Letzterer hatte sich durch Marienbildnisse unterschiedlichster Epochen zu seiner Dichtung inspirieren lassen. Das daraus entstandene Liederwerk, das eine wenig überhöhte, zumeist sehr menschliche Maria beschreibt, ließ sich durchaus intuitiv genießen – wie etwa die musikalisch genial umgesetzte Mischung aus Irritation und Aufgebrachtheit beim „Argwohn Josephs". Aber die Hinweise auf die komplexen kompositorischen und textlichen Strukturen, die sich beide unterschiedlichster Stile bedienen, machte das Erlebte zu einer akustischen Entdeckungsreise voller beeindruckender Überraschungen.

Großartig, wie die Sängerin mit nuancierter Artikulation die Facetten unterschiedlichster Gemütsbewegungen zu betonen wusste. Oder wie Nicholas Rimmer mit großer Sensibilität, sich niemals in den Vordergrund drängend, für eine ebenso fein gewobene wie solide gestaltete Klavierbegleitung zu sorgen wusste und tastensicher eine breite Palette vom Magisch-Meditativen über ausgelassenen Frohsinn (Hochzeit zu Kana) bis hin zum Dramatischen (Passion und Tod) präsentierte. Und als Sängerin und Pianist bei der letzten Strophe zum grandiosen Fortissimo-Schlussakkord anhuben, da schien es fast, als müssten die Mauern der Kirche bersten.

Nicht minder spannend geriet das Folgekonzert, beginnend mit der gar schaurigen „Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke", einem ausgesprochen selten zu hörenden Melodram nach Rilke-Texten, vertont vom jüdisch-österreichischen Komponisten Viktor Ullmann, der von den Nazis in Auschwitz umgebracht wurde.

Eine ungemein lebendige Rezitation durch Stefan Haselhoff dieser balladesken Geschichte von Vaterlandsliebe und sinnlosem Heldentod, dazu die dramatisch düsteren Harmonien des Klavierparts (im Dauereinsatz: Nicholas Rimmer), das ließ in der Kirche in einer Art Live-Hörspiel eine geradezu Gänsehaut generierende Atmosphäre entstehen.

Es erschien kaum denkbar, dass der folgende, vielen Zuhörern gewiss bestens bekannte Liederzyklus „Die schöne Müllerin" von Franz Schubert mit einem derart aufwühlenden Programmpunkt noch mithalten könne. Aber weit gefehlt. Mit makelloser Stimme machte Tenor Simon Bode jedes einzelne Lied zu einem Juwel, indem er mit größter sanglicher, mimisch und gestisch untermauerter Intensität eine mitreißende, in jeder Hinsicht glaubhafte Achterbahn der Gefühle gestaltete: Zunächst die beschwingte Heiterkeit des wanderlustigen Müllergesellen, dann die mit Herzblut und in höchsten Tönen beschworene, aber letztlich unerfüllt bleibende Liebe; schließlich zunehmende Resignation und Todessehnsucht des Protagonisten.

Berauschender Gesang, bestimmt von überbordenden Emotionen, in perfekter Übereinstimmung vom berückend empfindsam gespielten Klavierpart untermalt. So geht Romantik in packendster Form. Ergriffenes Schweigen zunächst, dann begeisterter Jubel, Bravo-Rufe und Standing Ovations. Das Erste Warflether Lieder-Pfingsten hat Großes versprochen, alles gehalten. Und Maßstäbe gesetzt, die kaum noch zu toppen sind.

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http://www.nwzonline.de/kultur/unglueckliche-liebe-verliert-am-ende-ihre-tragik_a_31,0,407340782.html

8.05.2016
Liederzyklen
Unglückliche Liebe verliert am Ende ihre Tragik
"Nah am Leben wie selten in anderen Interpretationen"


Tenor Simon Bode singt in Warflether Konzertkirche Schuberts „Schöne Müllerin"
Horst Hollmann    

Warfleth
Man tritt dem Müllerburschen nicht zu nahe, wenn man ihn einen romantisch verkorksten Weichling nennt. Kein Wunder, dass sich „die schöne Müllerin", in die er sich verknallt hat, eher in den kräftigen Jägerkerl verguckt.

Aber diesmal liegt die junge Dame daneben. Denn hier schildert der Tenor Simon Bode in Franz Schuberts Müllerin-Liederzyklus Freud und Leid des wandernden Müllers in eigener packender – und anderer Art.

Bode, Mitglied des Ensembles der Oper Frankfurt, macht aus den 20 Liedern in der Konzertkirche in Warfleth (Kreis Wesermarsch) oft kleine Opernarien. Da wirkt die Stimme in der Kombination von Forte und Höhe schon mal abrupt kräftig. Aber das Große an seiner Gesangskunst ist, dass er die zwingende Intimität eines Liederzyklus' wahrt. Gerade nach Belcanto-Anflügen gewinnt bei Bode die kippende Stimmung eine beklemmende Intensität. Wenn der Müller plötzlich „nicht weiß, wie ihm wurde", da entwickelt der Sänger eine großartige Sensibilität für die Gefährdung des Glücks, für die Ängstlichkeit vor dem Scheitern, für die kochende Verzweiflung.

Da kann er sich auf ein fast endlos scheinendes Legato verlassen. Das Finale, „des Baches Wiegenlied", lädt Bode nicht mit Tragik auf. Er wahrt den schlichten Liedgestus. So bleibt sein Müller nah am Leben wie selten in anderen Interpretationen.

Pianist Nicholas Rimmer ist echter Dialogpartner. Er stützt eine ganze musikalische Trilogie unter den Titel „Erstes Warflether Liederpfingsten". Wie ausgefeilt er gestaltet, zeigt sich im Melodram „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke" von Viktor Ullmann für Sprecher und Klavier von 1942. Da hörte man etwa stetige Umfärbungen im dreifachen Ruf des Cornets: „Ich trage die Fahne!" Da harmoniert er seelengleich mit Stefan Haselhoff, einem ebenso wortgewaltig schildernden wie delikat andeutenden Rezitator.

Im „Marienleben" von Paul Hindemith haben die Hörer zum Auftakt eine große Bekanntschaft gemacht. Die Sopranistin Ania Vegry aus Hannover gestaltete sinnerfüllt den 80-minütigen Zyklus. Organisator Reinhard Rakow nennt sie im Fazit sogar „die Überraschung dieser Konzerte: Sie hat sich selbst zurückgenommen und alles ins Werk gelegt".