reinhard rakow - requiem

requiem


da hast du immer an ein morgen geglaubt
geträumt du könntest erhaschen
dir stehlen ein stück vom himmel
ein schnippchen schlagen ihm
der es nicht so gut meinte mit dir

gezeugt aus versehen
geboren ins diesige grau
ihm stetig folgend und zwanghaft
versäumend das licht immerkühl
die kälte der welt anziehend

sitzt du im kleinen schwarzen
neben der autobahn an einem
sonst  leeren vierertisch einsamer
rabenvogel den blick gerichtet
auf die würmer unter dem rasen

stumm den glauben begrabend
unter der asche deiner letzten
zigarette die träume den himmel
ersäufend im kaffeebitter du
die es nie gut meinte mit dir.

als du mir von deiner krankheit erzähltest
nüchtern im plauderton sehr distanziert
als ginge es ums wetter sport mode zahlen
und was sonst alles dich nicht interessiert

schwarzte das licht ein die zunge verknotet
lauschte mein herz mit knöchernem schlag
und ich verfluchte den der sich hinter wolken
kommod eingerichtet nicht zeigen sich mag

warum denn du? warum kein anderer? warum
keiner der es verdient? warum nicht ich?
gott bleib mir gestohlen mit seiner gloriole
solang er mir nicht weist wie man rettet dich

und bilder stürzen wie von tränenstauseen
die flut: dreikäsehoch und schöner junger mann
der weinen konnte um das tote häschen
nichts lieber mochte als wenn er helfen kann.

du bist sehr still. die bilder stürzen weiter
ich will berichten doch aus dem mund kommt nichts
vor schrecken starr vernehm ich deine worte
und weiß doch nur: mein sohn ich liebe dich