Rezension zu „Schattensprung“ von Norbert Sternmut -verfasst von Gerd Egelhof


Rezension zu „Schattensprung“ von Norbert Sternmut,
erschienen im Geest Verlag -
-Gerd Egelhof, Autor, Waiblingen

Der Ludwigsburger Schriftsteller Norbert Sternmut legt mit „Schattensprung“ einen weiteren Gedichtband vor. Das Buch beginnt gleich mit einem sehr gelungenen Gedicht „Sprungturm“. „Am Beckenrand sitzen Gedanken sonnengeflutet über den verkalkten Kacheln im alten Freibad“. Das ist ein stimmiges Bild. Auch „Am Fenster“ bietet dem Leser mit „öffnen sich schlagartig schwere Wolkensäcke, trommelt das Wasser auf heißes Pflaster“  tolle Textzeilen.  
Sternmut erweist sich auch als Meister genauester Beobachtungen. Wie etwa in „Schlinggewächse“. Da heißt es „Goldtrompeten verwickelt ins Freie“.
Mit den Gedichten „Brandstifter“ und „Braungebrannt“ zeigt Sternmut Haltung. Es sind Gedichte gegen rechts, und damit beweist er, dass sich ein Schriftsteller auch mutig etwas trauen darf, mehr noch, sollte, gar muss.
Mit „Textwuchs 1-4“ zeigt der Dichter über zehn Seiten seine ganze Klasse. Es gelingen Zeilen wie „das innere Kind im Wortschutt aufgehäuft“.
In „Feuermal“ gibt es „hängt die Geschichte an der Leine wie steifgefrorene Wäsche“ zu bewundern. Das Gedicht „Schattenplätze“ wartet mit „hängt der Wind still in den Fahnen“ auf. „Einer dieser Tage“ handelt vom Grauen, das wir täglich, ja stündlich, über die Nachrichten mitbekommen. In den weiteren „Textwuchs-Gedichten“ setzt sich die Klasse des Dichters Norbert Sternmut fort. In „Textwuchs 9-12“ heißt es z.B. „lügen Kondensstreifen das Blaue vom Himmel“ oder „legt einen Strebergarten an.“  
Im Gedicht „Wachstum“ gelingt Sternmut eine besonders schöne Zeile. „Wächst die zarte Pflanze der Zärtlichkeit“. Auch der lyrische Text „Auf Grund“ bietet mit „tief verwurzelt auf Grund sinkt die Nacht in den Sand“ ein stimmiges Bild. Weiter geht es mit „Totengesang“ und „brennt die Not ihre Fackel ab“.
Mit „Suizid“ wird auch ein gesellschaftliches Tabuthema behandelt. Es beinhaltet ebenso schmerzhafte wie wahre Worte wie „wo kein weiterer Weg blieb, kein Ausweg aus der Sackgasse“.
„Gleichzeit“ vergleicht Menschen, die auf der Sonnenseite des Lebens stehen mit den anderen. „Schattenwurf“ bietet eine wichtige Erkenntnis. „Wo Schatten ist, ist auch Licht“. „Braucht es grenzenlose Liebe auf freier Strecke“ heißt es im Gedicht „Fahnenlos“. “Zungenspiel“ und „Abgefahren“ sind zwei Liebesgedichte, wenn man so will. Mit Textzeilen wie „züngelten mit hungrigen Mündern, lichterloh durch die Nacht“ und „mit jedem Atemzug fahre ich ab auf dich“.
In „Feuerwerker“ heißt es stimmig „fielen helle Farbfeuer vom Himmel. Das Gedicht „Unter Druck“ beschreibt eindringlich, was man alles überstehen kann, um erneut vom Boden aufzustehen. Ein Text, der Mut macht, wie ich finde.
Noch zwei weitere Beispiele, wie Norbert Sternmut mit gelungenen, stimmigen Bildern arbeitet, sind die Gedichte „Wanderlust“ und „Auszeit 8-12“. Da heißt es „mit einigem Mut im Gepäck“ und „widerrechtlich geparkte Ansichten“.
Auffällig ist, dass Sternmuts Gedichte oft denselben Rhythmus haben. Das muss man mögen. Und ich mag es sehr. Es ist so etwas wie ein lyrisches Markenzeichen, sein ganz eigener lyrischer Sound.

Abschließend betrachtet ist Norbert Sternmut mit „Schattensprung“ ein großartiger, herausragender Gedichtband gelungen, dem ich viele Leser wünsche. Ein Meisterwerk für alle Menschen, die gerne Gedichte lesen.