Schreibtipp: Schreibweise von Adjektiven, die aus Einwohnerbezeichnungen hervorgegangen sind

Adjektive, die aus Einwohnerbezeichnungen hervorgegangen sind

In früheren Newsletterausgaben haben Sie bereits lesen können, wie Einwohnerbezeichnungen auf -er gebildet werden, oder haben etwas über Aachener Printer und Dresdner Stollen erfahren. Wie hängen diese Themen miteinander zusammen? Aus den erwähnten Einwohnerbezeichnungen, welche als Sammelbegriff für die Menschen verwendet werden, die in einer Stadt oder einem Land leben, können nämlich Adjektive werden – die sich leider ganz und gar Adjektiv-untypisch verhalten. Hervorgegangen sind diese Adjektive aus dem Genitiv Plural der Einwohnerbezeichnungen. Der Dom der Kölner wurde somit zum Kölner Dom.

Normalerweise sind Adjektive dadurch charakterisiert, dass sie als Attribute zu einem Substantiv entsprechend gebeugt werden. Zum Beispiel: ein deutsches Lied, eine deutsche Stadt, mit deutschem Bier etc.
Die Adjektive auf -er tun dies nicht; sie behalten ihre Form immer bei: ein Berliner Lied, eine Schweizer Stadt, mit Pilsener Bier. So kommt es, dass Formulierungen, bei denen diese Wörter allein mit einem Substantiv im Genitiv stehen, streng genommen falsch sind, weil der Genitiv nicht erkennbar ist: Der „Verkauf Wiener Würstchen” mag lukrativ sein, grammatisch richtig ist er eigentlich nicht. In solchen Fällen müsste man noch ein Artikelwort einfügen oder auf die Formulierung mithilfe von von ausweichen: der Verkauf vieler Wiener Würstchen oder der Verkauf von Wiener Würstchen.

Die zweite Besonderheit, die diese Adjektive aufweisen, ist Ihnen sicher schon ins Auge gesprungen. Sie werden immer großgeschrieben, obwohl sie nur attributiv verwendet werden. Aufpassen müssen Sie vor allem dann, wenn ähnliche Bildungen auf -isch existieren. So heißt es die Schweizer Berge, aber das schweizerische Parlament.

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