Stefan Hölscher - Belarus Happiness "Lieber Diktator sein als schwul." (Alexander Lukaschenko)

Belarus Happiness
"Lieber Diktator sein als schwul." (Alexander Lukaschenko)

weil das Netz nichts vergisst
lassen sich auch heute noch Spuren finden
von Mikhail Pischtschjewskij
den wir nicht kennen und kennen nur
durch jenen Angriff auf ihn und seinen Tod
vor ein paar Jahren  

Vier Bilder gibt es zu Mikhail im Netz

Mikhail liegt in der Sonne. Sein Kopf auf einem Kissen strahlend hellblau wie das Shirt, das sich zu den Seiten seiner Brust auseinanderzieht. Sein Kopf ruht auf dem nach oben abgewinkelten rechten Arm, der etwas Bizeps zeigt. Mikhail ist gut gebaut. Er lächelt uns an. Nicht uns. Den Fotografen, einen Freund, seinen Freund vielleicht, der sich in den großen Gläsern von Mikhails Sonnenbrille spiegelt. Mikhails Gesicht ist entspannt. Gleich wird er seine weichen Lippen öffnen und etwas Albernes sagen.

Mikhail steht vor einem Holzhaus. Der Daumen seiner linken Hand steckt im Schaft eines Schlägels, mit dem Mikhail das vor dem Eingang des Hauses hängende Glockenspiel zum Klingen bringt. Mikhail ist zur Seite gedreht und lächelt dem Betrachter zu. Er hat kurze Haare, gebräunte Haut und trägt ein eng geschnittenes, weißes Hemd. Mikhail ist schlank. Er könnte irgendein in einer etwas kitschigen Szene stehender, lächelnder junger Mann sein. Gleich wird er den Schlägel ablegen und kurz in das Holzhaus gehen.

Mikhail liegt auf einem roten Kissen in einem weiß bezogenen Bett. Sein Oberkörper ist unbekleidet. Seine Arme sind dünn wie Streichhölzer. Mikhail hat die Augen geöffnet. Sein Kopf ist vom Betrachter weg zur Wand gedreht. Zwei Stoffbären mit großen violetten Schleifen sind am Rande des Kopfkissens mit ihren Rücken an die Wand gelehnt. Mikhails Augen sind auf die Leere der Wand zwischen den Bären gerichtet. Ein gelblicher Schlauch führt über seine immer noch vollen Lippen in seine Nase. Gleich dreht Mikhail sich um und spricht darüber, was ihn so sehr ins Leere blicken lässt.    

Dzmitry Lukashevich steht vor einem vergitterten Fenster. Direkt hinter ihm ist eine Holzabsperrung, wie man sie aus Gerichtssälen kennt. Dzmitry trägt eine schwarze Lederjacke und darunter ein oben geöffnetes schwarzes Hemd. Er hat einen breiten Oberkörper, ein breites Gesicht und sehr kurze Haare. Mit leicht geöffnetem Mund schaut er in die Kamera. Links neben ihm stehen zwei andere Männer, die Uniformen tragen. Sie stehen dicht nebeneinander. Man sieht sie nur im Profil. Sie sind schlanker als Dzmitry. Ihre Gesichtszüge sind ähnlich wie seine. Seitlich schauen sie an Dzmitry vorbei. Gleich erhebt er seinen rechten Arm und macht ein Victory Zeichen.


aus seinem im Sommer erscheinenden Band: #Ich sehe wirklich keinen Matrosen'