Stille - ein anderes Lebensgefühl. Das Buch zum 4. Vechtaer Jugendliteraturpreis (geht in Kürze in Druck)
Stille - ein anderes Lebensgefühl
Der 4. Vechtaer Jugendliteraturpreis
106 AutorInnen über ihre Lebensgefühle in einer schwierigen Zeit
Geest-Verlag 2022
ISBN 978-3-86685-893-0
15 Euro
Ich kenne nur noch ein Stück Himmel / ein Rechteck / ein Vieleck /
umzingelt von Dächern / angeknabbert von Bäumen
- Miriam Bornewasser
Jeden Freitag schmeiße ich die Waschmaschine an, meine Unterwäsche, T-Shirts und die Jogginghose landen in der Trommel, ich füge Waschpulver hinzu, drücke auf Start und setze mich im Schneidersitz vor die Maschine. Sehe zu, wie sich die Klamotten mit dem einströmenden Wasser vollsaugen und sich immer schneller drehen. Sich drehen und drehen und drehen. Meine Aufmerksamkeit dreht sich in diesen Momenten nur um den Waschvorgang. Mein Leben dreht sich um gewaschene Klamotten, das Leben dreht sich nicht um mich. Auch diese Erkenntnis ist ernüchternd. Aber gleichzeitig fällt mir ein Stein vom Herzen. Auf mir ruht keine Verantwortung. Ich muss lediglich in meiner Wohnung bleiben und meinen Gedanken nachhängen.
- Janina Fellgiebel
Auch ohne Maske sind die Gesichter von Trauer, Unsicherheit, gar Furcht verhüllt. Ihre Stimmen sind gedämpft, verwaschen. Alle sprechen dieselbe Sprache und doch keine mehr. Das Herz der Stadt schlägt wieder, unregelmäßig, ohne Takt. Mal leiser, mal lauter stimmt es an zum Klagelied. Gedenkt all jener, die nur im Geiste weiterleben. Ich weine mit ihr. Niemand tröstet mich. Distanz umschließt mich, ein sicherer Kokon. Noch fehlen mir schillernde Flügel für die Flucht aus der Einsamkeit.
- Jasmina Jarysz
Der 4. Vechtaer Jugendliteraturwettbewerb, ausgeschrieben von der Stadt Vechta und dem Geest-Verlag, war in ganz besonderer Wettbewerb. Er fiel in die Zeit der Pandemie, die Jugendliche vor ganz besondere Herausforderungen stellte. Aus den mehr als 250 Einsendungen zur Thematik der Stille wählte die Jury insgesamt 106 Autorinnen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien und Luxemburg für diese Anthologie aus. Bemerkenswert, welche sprachliche, formale und inhaltliche Vielseitigkeit die jungen AutorInnen dabei zeigen.