Sybille Fritsch: Advent und Weihnachten - Das Prinzip Hoffnung (Adventskalender 7 Türchen)

Es sieht ja wirklich so aus, dass Menschen voller Hoffnung, die auf Liebe setzen statt auf 
Habsucht und Rechthaberei, die den meisten eher suspekt sind.
Utopien werden im Namen eines falsch verstandenen Pragmatismus verlacht. Und die gegen den 
Krieg ansingen und das Recht ausrufen in den Gassen.
Aber sie hören einfach nicht auf zu hoffen. Sie setzen mitten im Krieg noch aufs Verhandeln, 
aufs Nachdenken trotz aller Angst. Und sie warnen vor jeder Form selbstverliebten Heldenmutes.
„Das Prinzip Hoffnung“ heißt das Hauptwerk des jüdischen Philosophen Ernst Bloch. Es wurde 
im Exil in den USA geschrieben und in Deutschland 1959 veröffentlicht. Bloch stellt darin 
die Frage nach dem Sinn des Lebens, gerade dann, wenn die Welt Kopf zu stehen scheint. 
Wenn Angst und Furcht uns umtreiben und alle Hoffnung überschatten. Dagegen setzt Bloch 
ein Hoffen, das erlernbar und lehrbar ist. Eine Arbeit gegen die Lebensangst statt Tagträume 
als Flucht aus dem Alltag.
Das Prinzip Hoffnung gilt nicht nur für den Einzelnen, sondern für die ganze Gesellschaft. 
Es handelt von einer konkreten Utopie, die ins Gelingen verliebt ist statt das Scheitern 
zu beschwören.
Das ist immer wieder atemberaubende, gute jüdische Tradition. Und ein wenig davon wünsche 
ich uns allen gerade jetzt: dass wir auf diese Weise lernen, Hoffnung neu zu buchstabieren. 
Dass wir Glauben und Denken nicht gegeneinander ausspielen.
Und Mut nicht mit Rechthaberei verwechseln. Dass ein guter Geist über uns kommt.
Damit wir das Prinzip Hoffnung teilen können mit Menschen unterschiedlicher Herkunft 
und Kultur, unterschiedlichen Geschlechts und unterschiedlichen Alters – mit allen, 
die guten Willens sind und nicht von allen guten Geistern verlassen.