Thüringer Allgemeine berichtet über die Lesung von Heiko Schulze in Holzthaleben

Thüringer Allgemeine vom 26.06.10
Holzthalebener war Vorlage für Roman/Buchlesung des Osnabrücker Autors

HOLZTHALEBEN.
In der Bierstube der Schenke fanden sich 18 interessierte Zuhörer ein, die mehr von dem
engagierten Holzthalebener Johann Heinrich Schucht erfahren wollten. Der war nämlich
Ideengeber und Vorbild für den Roman von Heiko Schulze. Unter dem Titel Mit Feder und
Hobel. Johann Heinrich Schucht und die Osnabrücker Arbeiterverbrüderung 1849 bis 1851
befasst sich der Osnabrücker Autor mit dem Leben des Tischlergesellen, der 1826 in
Holzthaleben geboren wurde und seine ganze Kraft der Interessenvertretung von Arbeitern
widmete.
Mit der Buchlesung folgte der Osnabrücker nicht nur der Einladung des Heimatvereins,
sondern erfüllte sich selbst, wie er sagte, einen Herzenswunsch. Einmal im Jahr tourt er mit
dem Fahrrad quer durch Deutschland. Diesmal wollte er die Heimat seines Johann Heinrich
Schucht kennenlernen. Mit der Erforschung seines Lebens und Wirkens habe Schulze
schließlich viel Zeit verbracht. Er war ein einfacher Mann aus einem kleinen Dorf. Das sind
jedoch immer die spannendsten Geschichten, denkt Heiko Schulze.
Auf den Holzthalebener ist er gestoßen, weil Schucht in Osnabrück, seiner späteren
kurzzeitigen Heimat, zum Geburtshelfer eines Arbeiterbildungsvereines wurde. In kurzer Zeit
hätten sich nach der Revolution von 1848 hunderte von Arbeitern und Handwerksgesellen,
aber auch linksdemokratische Bürger angeschlossen. In dem Verein sollten die Arbeiter und
ihre Kinder weitergebildet werden, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Der Verein schließt sich der Allgemeinen Deutschen Arbeiterverbrüderung an. Auch die Gründungvon einem Sport- und Gesangverein, einer Volksbibliothek und selbst verwalteter Hilfskassen inOsnabrück gehen auf Schucht zurück. So viel Engagement war den Stadtoberen ein Dorn imAuge. Schucht wurde denunziert, drangsaliert und politisch zerschlagen, erklärte HeikoSchulze. Von Osnabrück ging Schucht nach London, nannte sich jetzt John Henry Schucht und war Pianofabrikant, meldete sogar Patente an. Kontakt hielt er dennoch nach
Deutschland. So gehörte er als einer von 30 Delegierten der Allgemeinen Deutschen
Arbeiterverbrüderung in Leipzig an.
Der 366 Seiten lange Roman hält sich streng an das historische Geschehen, sagt Heiko
Schulze. Nur ein paar Weibsbilder, Wortwechsel und spannende Szenen sind erfunden,
könnten aber so passiert sein, so der gelernte Gymnasiallehrer. Aktuell sei das Buch insofern,
als dass es sich den bis heute aktuellen Forderungen nach Freiheit, Gleichheit und
barrierefreier Bildung widmet.
Derweil bittet der Heimatverein Holzthaleben um Hinweise auf die Familie von Johann Heinrich Schucht.