Träume-Kaffee-Salzwasser-Social Media von Jonas Heyng

Träume-Kaffee-Salzwasser-Social Media
Jonas Heyng

Ich bin einfach müde. Nicht müde davon, dass sich Menschen ständig hassen. Nicht davon, dass es so viel Leid auf der Welt gibt. Junge, ich habe einfach zu wenig gepennt. Zeit und Raum zerfließen zu einem Dämmerzustand, bis man wieder in das wohlige Gefühl absoluter Leere einkehren kann. Außer man träumt. Ich hasse weniges so viel wie das Träumen. Tausendundein Auto am Fenster, tausendundeine Vibration in meiner Hosentasche und Du verdammtes Gehirn quälst uns im Schlaf einfach weiter. Hey, wie wäre es damit, acht Stunden zu träumen, wie man jämmerlich verblutet? Geile Idee, lass mal öfter machen. Manche Leute wollen 200 km/h auf der Autobahn verbieten. Andere, dass Homosexuelle Blut spenden. Ich möchte Träumen verbieten. Das Einzige, was mich vom Schlafen abhält, ist das Träumen – und dass sich ständig abends irgendwer mit mir Gift durch die Leber ziehen möchte. Tagsüber muss Kaffee ran, doch auch er hat mich betrogen. Mittlerweile werde ich von jeder Tasse müde und fürchte darum, wer mich noch verraten wird. Kommt aus dem Wasserhahn bald nur noch Salzwasser? Ich trinke und verdurste gleichzeitig. Ich lenke mich davon mit Social Media ab. Kann mit der ganzen Welt kommunizieren – und fühle mich doch einsamer als vorher. Niemandem kann man vertrauen. Ich bin müde.