Vanja Simeonova - Weihnachten (Adventskalender 23. Türchen)
Weihnacht
Unaufhörlich rieselt der Schnee schneeweiß.
Über Webfäden, endlos gespannt
zwischen Himmel und knietiefem Morast,
rinnt der Schnee unaufhaltsam über die Welt.
Im Dezember gefrieren die Bäche.
In Dezember läuten die Glocken der Kirche.
Die Häupter der Häuser neigen sich müde herunter.
Getaucht in der Schwärze der Nacht, schweigen
barmherzig beharrlich die leeren Augen.
Im Dezember singen die Nachtigallen nicht.
Unermüdlich flattern die Flügel im Dunkeln,
unruhig das Kreischen der nächtlichen Vögel.
Menschenaugen verschlingen das Glitzer betrunken,
frostig das Funken der Sterne funkelt auf nassem Asphalt.
Im Dezember tief sinkt die Sonne am Himmel.
Hochgezogene Schultern, eilige Schritte,
hastiges Trampeln auf dem schweigenden Schnee.
Festliche Kleider, blankpolierte Schuhe und Stiefel,
gefrierendes Klirren, menschliches Stimmengewitter.
Im Dezember kalt weht der Wind und friert.
Eiszapfen am Himmel, Schlittengeklingel,
Schneehaufen haushoch an dem Straßenrand.
Quietschen von eiligen Autoreifen,
Wildtiergeflüster, Stille und Sternengesang.
Im Dezember erhellt die Nacht nicht die Dunkelheit.
Unaufhörlich der Schnee an den Fäden der Welt.
Unaufhörlich der Wind, von den Sternen verweht.
Unaufhörlich das Ächzen der rostigen Angeln,
unaufhörlich das Klopfen an ein fremdes Gebet
pocht pocht pocht pocht …
Das Tuch leise fällt nieder und die Erde bedeckt.