zu Barbe M. Linkes Buch 'Auszug. Eine Reisebeschreibung'

Der "AUSZUG" eröffnete sich mir zuerst durch einen langen Blick auf das Coverbild. Es ist das großformatige Gemälde "Spiegelblick (4) Dunkelbild" aus der Reihe Spiegelblicke der Berliner Malerin Susanne Geister. Es assoziiert sofort eine Vorahnung von betroffen machender Betrachtung eines abgebrochenen Stück Lebens. Aber auch: "Wir waren jung. Das Leben war auch in der DDR bunt. Und schön. Und vor allem intensiv.“

"Das bin ich", stellt die Protagonistin des Romans Mira Roth beim Blick in ihren Spiegel an einem Septembermorgen Anno 1987 fest, aufwachend aus einem Traum, den sie Carl, ihrem Weggefährten, erzählen will. Falls es klappt und sie ein Visum für die Leipziger Messe bekommt. "Genossen! Ich bin hier, bin in Kirchberg, obwohl ich nach Leipzig fahren müsste!“
Ein Traum, den Exilanten und Ausgebürgerte träumen.

Nachdem ich alle Seiten von AUSZUG gelesen habe, spüre ich, wie Bild und Inhalt des Romans miteinander kommunizieren. Ein Glücksfall, denn einen Blick in den Spiegel gibt's nicht. Es ist ein "Dunkelbild", das mich auffordert, den Reisebericht nochmal zu lesen, nun laut, mit Karin, meiner Frau und dabei hören wir Barbe Maria Linke sprechen.

"Auf einmal entdecke ich ein Wort…", so beginnt die Autorin ihre Reisebeschreibung, in die eigene autobiografische Landschaft. Eine Reise ins eigene Dunkel …
Das schwierige Wort Heimat.

Mira Roth, reist mit "Trick" zurück in ihre Heimat, eines Staates, der sie und ihre Familie Heiligabend Abend 1983 ausgespuckt hat. Den es heute nicht mehr gibt. Eine Diktatur, in der Laure, Miras Freundin, neunzehnjährig ins Gefängnis kam.
Eine Reise, die nie endet. Ein Paradoxon. Oder ein Traum? Genau das - ist das Beeindruckende an diesem Buch.

Barbe Maria Linke lässt in diesem Buch auch erkennen, dass sich verschiedene Wesensteile in ihr bewegen; die Rebellin, mit eigenen Ängsten, die, wenn sie "der Hafer sticht", wider den Stachel löcken muss. Die aber auch die Fähigkeit besitzt, andere Menschen mit ihrer charismatischen, lauten und deutlichen Stimme in den Bann zu ziehen.
Karin und ich hören Barbes Stimme jetzt beim Lesen, wir sind nun drin, mitten drin in Barbe Linkes AUSZUG, echt spannend, bis zum Ende 'der Reise'.

Als herausragendes Highlight im Buch wird das besondere Verhältnis zu Laure und Paul in Kirchberg dargestellt.

Noch eins: sehr zu empfehlen ist, Barbe Maria Linke bei Lesungen zu hören.

Karin und Dr. Peter Oelker, Hoppegarten

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