Zu Reinhard Rakows neuem Erzählband 'Familienausstellung'

Starke Frauen, schwache Männchen
Premierenlesungen finden statt sobald möglich.
Dann lesen Elisabeth Buschermöhle und der Autor.

Ein alternder Mann will von seiner zweiten, jungen Frau unbedingt noch ein Kind. Als das Kind ausbleibt, beginnt für sie ein Martyrium. Ihre Rache ist ebenso kreativ wie grausam ...

Eine junge Malerin, die
nach langer Schmach über ihren zwanzig Jahre älteren Ehemann, einen von aller Welt gefeierten Komponisten, final triumphiert.
Eine gestandene Landfrau, die auf sich gestellt den Laden am Laufen hält, während der Bauer kränkelt und die Söhne heftig pubertieren.
Ein hochbegabter, doch lebensuntüchtiger junger Mann, der über Drogen auf die schiefe Bahn gerät.
Und ein alleinstehender Rentner, dessen Leben aus einer einzigen Kette von Niederlagen und Scheitern besteht:
Das sind die Heldinnen und Helden in Reinhard Rakows neuem Erzählband "Familienausstellung".

Aus dem Nachwort von Helga Bürster:
Es ist die Rakowsche Sprache ...  Nach über 500 Seiten hallt sie in mir nach wie eine tiefe Glocke. Diese Sprache ist gewaltig, mächtig und wandelbar. Sie trifft den Ton einer Bäuerin ebenso präzise wie den einer Künstlerin, den eines drogenabhängigen jungen Mannes und den eines malenden Renters, der ahnt, dass er bald sterben wird. Dabei gelingt Rakow das Kunststück, in keinem Satz und keinem Wort anbiedernd zu wirken. Selbst die schlichtesten Stimmen haben etwas Erhabenes an sich.
Rakow macht es dem Leser/der Leserin bei alledem nicht einfach, aber wann hat gute Literatur das jemals versprochen? Man möchte sich für diese Zumutung bedanken. Auf den Gipfeln der Rakowschen Prosa hageln uns die Bilder und Worte nur so um Augen und Ohren. Sie tun weh, sind scharf und klar wie Eiskristalle. Und dann blitzt plötzlich eine Zärtlichkeit hervor, die das Herz für einen Moment erwärmt und ein Licht leuchten lässt ...
Und über allem ist da dieses Ringen um Leben, um Liebe, um Bedeutung, um Klarheit – der Kampf mit dem alten Dämon eben, das alles in eine Sprache gegossen, die zum Sterben schön ist und eines Zauberers würdig.
 

reinhard rakow

familienausstellung

erzählungen

Nachwort von Helga Bürster

Geest-Verlag 2020

ISBN 978-3-86685-817-6

ca. 524 S., 14,80 Euro

 

"Sind Männer Schweine? Eber, denen eine Nasevoll Sauen-Pheromon den Verstand auslöscht? Denen der Anblick sich vorstülpender Hautkegel unter dünnem Stoff Erziehung und Anstand raubt, Herz und Einfühlungsvermögen? Oder können Sie sich vorstellen, wie gedemütigt man sich als Frau in einer solchen Situation fühlt? Als welche Sorte Dreck? Sagen Sie nichts!"
Reinhard Rakow

 


Aus Rezensionen zu Rakows Doppel-Roman "atem.pause / Konzert im Schloss":
"
Endlich ein Autor, der sich aus dem Einheitsbrei deutscher Grabbeltischliteraten heraushebt. Rakows Sprache ist reine Musik, vom Dur-Akkord bis zum verstörenden Cluster, von Andante bis Furioso. Geballte Sprachwucht und Kaskaden von Bildern treiben die schonungslose Innenschau der Protagonisten voran... Der alltägliche Wahnsinn unserer realen Existenz wird da verhandelt, vor allem aber existenzielle Verlorenheit: die Einsamkeit des Engagierten, die Einsamkeit in der Zweisamkeit, die Frage nach dem, was bleibt. ... Hier erzählt einer um sein Leben, und dem Leser wird abwechselnd kalt und heiß dabei. Unbedingt empfehlenswert!

"Eine zwischen radikaler Prosa und berührender Lyrik changierende Sprache, Brüche und Verwebungen werden getragen von einem mitreißenden Erzählstrom. „Es ist eine große Gesellschaftskritik darin, eine Anfrage an das Leben, wie wir Leben werten, bewerten, wie wir miteinander, aneinander vorbeileben ... "Er hatte noch so viel Liebe in sich" – das ist ein wirklich schöner und tröstender Satz." (Marianne Pumb)


zu Rakows Novelle "Sonnenklirren":

"Es ist eine höchst schwierige Kunst, die Hauptperson einer Erzählung als unsympathisch darzustellen und dennoch uns Leser/innen zu verführen, uns vielfach identisch mit ihr zu empfinden. Raffiniert gelingt Rakow dies ... Die Geschichte aus dem Alltag einer Bildungselite, rasant und sprachintensiv, hart zupackend und zart poetisch erzählt, zugleich raffiniert komponiert, hebt immer wieder ab in parabolische Sphären, wie zuletzt Albert Camus so etwas gekonnt hat." (Jürgen Thöming, Prof. Dr.)

siehe auch


http://geest-verlag.de/autoren/rakow-reinhard

http://geest-verlag.de/news/j%C3%BCrgen-th%C3%B6ming-schreibt-zu-reinhard-rakows-sonnenklirren