zum 21.3.2021 - Dem Welttag der Poesie - Jenny Schon - eine fremde
Jenny Schon
eine fremde
eine fremde
durchkreuzt mein
spiegelbild
lächelt nicht –
fühlt sich nicht
wohl und
sieht mir ähnlich
kämme ich mich
lässt sie sich fallen
wie schuppen auf
meiner schulter
lastet sie schwer
am nächsten tag
verschwindet sie hinter
meinen falten
sie treibt ein
übles spiel mit mir
sie tanzt in meinen
gedanken und
macht mich kirre
meine vergangenheit
abzulegen
sie gehöre ihr
auch die vergangenheit
schaut aus dem spiegelbild
es war mal ein kosmos
in diesem blick
jetzt verliert sich die
historie in den mundfalten
was ist geschehen
die frage macht nicht
an der nase halt
sie schnuppert
da war ein duft
von zimtplätzchen
im sommerwind
tummeln sich
gänseblümchen
sternengleich
und schneeflocken
tanzen um das
spielende kind
auf dem spiegelweiher
sieht es sich
da war es noch ich…
aus: Jenny Schon , Fragen bleiben, Geest Verlag, 2020