Meinhold, Gottfried - Grenzverläufe. Roman
Gottfried Meinhold:
Grenzverläufe. Roman
Geest-Verlag 2024
ISBN 978-3-86685-970-8
ca. 328 S., 14,80 Euro
Da ist einer, der in ein grenznahes Städtchen fährt mit der festen Absicht, noch am Tage der Ankunft die Grenze eigenmächtig zu überschreiten, um dieses Land ein für allemal hinter sich zu lassen. Der Weg zur Grenze und ihr genauer Verlauf sind ihm unbekannt. Unter denen, die er fragt, ist die Gehilfin eines Landvermessers, der die Umgebung der Stadt und die Gegend in Grenznähe vertraut ist. Sie findet sich sogar bereit, in der Nacht mit ihm zusammen aufzubrechen – als hätte sie diesen Entschluss schon seit langem gefasst. Doch zum vereinbarten Zeitpunkt erleidet er ein unerklärliches Unwohlsein, das ihm wie der Vorbote einer ernsten Erkrankung erscheint. Sie geht ohne ihn und kommt vermutlich um, was er am nächsten Morgen im Büro des Stadtkämmerers und stellvertretenden Bürgermeisters erfährt. Schockiert erlebt er noch an diesem Tag im Entsetzen über das Geschehene die Grenznähe seines Daseins, einen Herzstillstand. Das Gewahrwerden der Wandlung nach seiner Rettung, lässt ihn die tieferen Nöte seines Lebens erahnen. Bleiben statt entkommen – so sein Schluss.
Es geht in diesem Kurzroman weniger um eine politische, staatliche Grenze, wie gegenwärtig sie auch sein mag, sondern um die Grenze und die Intention ihrer Überwindung als existenzielles Phänomen des menschlichen Daseins. Es geht um den Menschen, der in permanenter Grenznähe existiert, auf Grenzüberschreitung und Grenzverletzung im Sinne der Überbietung gerichtet, dazu genötigt, Grenzen nicht nur zu ertragen, sondern aus der Grenznähe Kraft zu gewinnen.
Biographisches zu Gottfried Meinhold
Geboren in Erfurt 1936, legte Meinhold dort 1954 das Abitur ab und absolvierte 1956 am dortigen Pädagogischen Institut ein Lehrerstudium. Nach kurzer Tätigkeit als Lehrer in Stadtilm erwarb er 1959 an der Universität Jena als Externer einen Diplomabschluss in den Fächern Sprechwissenschaft/Germanistik und war bis 1964 als klinischer Sprechwissenschaftler an der Universität Halle-Wittenberg tätig. Nach der Promotion zum Dr. phil. an der Humboldt-Universität Berlin im Jahr 1964 wirkte er als Lektor, später Oberassistent und nach der Habilitation 1968 von 1971 an als Dozent für Phonetik und Sprechwissenschaft an der Jenaer Universität. 1985 erhielt er eine außerordentliche Professur, wurde nach der Revolution von 1989/90 zum Prorektor für Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften gewählt und wirkte in dieser Position bis 1993 für Erneuerung der Universität Jena. 1993 erfolgte seine Ernennung zum Universitätsprofessor und Inhaber des Lehrstuhls für Phonetik und Sprechwissenschaft. 2001 wurde er emeritiert. Sein literarisches Debüt fand 1981 mit dem Roman „Molt oder Der Untergang der Meltaker“ statt. Die Publikation weiterer Romanmanuskripte wurde in der DDR zurückgewiesen oder um etliche Jahre verzögert. Im Geest-Verlag erschinen von ihm: