06.05.2024 - aktuelle Autorin - Jutta Krähling

Jutta Krähling, geb. im Ruhrgebiet; Studium der Literaturwissen-schaft, Soziologie und Pädagogik in Bielefeld; arbeitete in der Ju-gend- und Erwachsenenbildung; Veröffentlichungen in vielen Antho-logien;
lebt mit Familie in Bielefeld; seit 2017 selbständig als Autorin im Erwachsenen- und Kinderbuchbereich. Veröffentlichungen auch unter Pseudonym
Infos: jutta-kraehling.de

 

 

(Ausschnitt aus dem Roman - Sieben Träume Nachbarschaft

Teil I

Wohnprojekt Nummer 7. Zufrieden mailten Nadine und Robin Diemel ihren Freunden und Geschäftspartnern die neue Adresse Fasanenweg 3. Die ersten fünf Häuser sollten im Dezember bezogen werden. Im Frühjahr sollte der Fasanenweg weitergeführt werden und in dem geplanten Bogen noch einmal zwölf Doppelhäuser und ein dreigeschossiges Haus mit acht Wohnungen entstehen.
Das Wohnprojekt 7 lag im richtigen Teil der Stadt. Die Projekte eins bis acht befanden sich innerhalb des Stadtrings. Sie hatten wohlklingende Namen, in denen meist die Wörter „Höfe“ oder „Gärten“ vorkamen. Die beiden größeren Neubaugebiete mit jeweils einhundertzwanzig Wohneinheiten lagen außerhalb der Umgehungsstraße, wo es aussah, als hätte ein olympisches Kind seine Bauklötze umgeschmissen. Flachbauten mit Billigklamotten, Goldankauf, Tierfutter und Kioske. Natürlich fuhren die Straßenbahn und ein Bus, der nachts besprüht und angepinkelt wurde und in dem es schon morgens nach Rauch, Urin und fettigem Essen roch. Die Stadt wuchs, fraß sich immer weiter in die Felder, und es gab schon Pläne, die Straßenbahnlinie zu verlängern und eine große Fläche mit sechshundert Wohneinheiten, Schule, Kita und Einkaufszentrum zu bebauen.
Das Bauprojekt 3 in der Innenstadt war ihnen reizvoll erschienen. Zehn Wohnungen, barrierefrei und so klug konzipiert, dass es jeder Partei einen Balkon oder eine kleine Terrasse mit Südsonne bot. Aber sie waren klein und schmal und nur mit einer Teeküche ausgestattet. Dafür gab es für die Hausgemeinschaft eine große Küche, einen geräumigen Wohnraum mit Kamin, Klimaanlage sowie zwei Gästezimmer und einen Garten.
Auch das Projekt 4, Höfe am Stadtpark, lag verkehrsgünstig, aber die zukünftigen Bewohner mussten sich verpflichten, auf ein eigenes Auto zu verzichten und drei Stunden pro Woche für die Gemeinschaft zu arbeiten. Neben dem g-meinsamen Pkw gab es einen Kellerraum mit Waschmaschine und Werkbänken ...