16.04.2021 - aktuelle Autorin - Marianne Brentzel
Brentzel, Marianne
Im Dezember 1943 wurde die Autorin in Erpen bei Dissen, einem "bombensicheren" Ort in Niedersachsen, geboren. Sie ist die Jüngste von fünf Geschwistern, wuchs in Bielefeld auf und machte 1964 am evangelische Mädchengymnasium Sarepta in Bethel Abitur.
Danach: Studium der Politischen Wissenschaften am Otto-Suhr-Institut in Berlin mit Abschluß Diplom, später Zweitstudium Pädagogik und erstes Lehrerexamen, nahm aktiv an der Studentenbewegung teil und verdiente mein Geld mehrere Jahre als Arbeiterin in Berliner Großbetrieben. Später organisierte sie sich in einer der maoistischen Gruppen (KPD) und arbeitete seit dem Umzug nach Dortmund bis zur Auflösung der Organisation 1980 in deren Landesleitung.
Seit 1973 lebt sie mit ihrer Familie in Dortmund, ist mit Hugo Brentzel (Rechtsanwalt und Notar) verheiratet, der 2017 viel zu früh verstarb, und hat zwei Kinder, Oliver, 1971 und Christina, 1978 geboren. Nach verschiedenen Jobs als Dozentin in der Jugend- und Erwachsenenbildung und im Verlagsbereich ist sie seit einigen Jahren freiberufliche Autorin, ist Mitglied im Verein für Literatur, organisiert und moderiert den Dortmunder Bücherstreit. 2014 wurde sie mit dem Literaturpreis Ruhr geehrt.
Mehr Inormationen auf ihrer Webseite
https://www.mariannebrentzel.de
Aus ihren neuen Buch 'Rathaussturm', dass im Mai 2021 erscheint
Der Rathaussturm von 1973, den ich hier aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchte, war eine spektakuläre Aktion, die in ihren Facetten von Aktion und Reaktion symptomatisch für die alte Bundesrepublik war. Ich konnte mich bei der Recherche auf die Vorarbeiten von Hugo Brentzel, meinem 2017 leider verstorbenen Ehemann stützen. Er hat als Verteidiger die Prozesse gegen Ulrich Kranzusch sowie Jürgen Horlemann und Christian Semler begleitet. Er war nie Mitglied der Partei und wollte es auch nicht sein. Die Rathausaktion hat seine Skepsis gegenüber den politisch Handelnden noch erhöht. In einem Interview sagte er:
„Mein Bild hat sich geändert. Ich kann Organisationen, die als Kaderorganisationen arbeiten, nur als undemokratisch ansehen und nicht billigen. Das Prinzip der Gleichberechtigung der Menschen ist da verletzt. Deshalb würde ich sagen, das war eine gewisse Sumpfblüte der Studentenbewegung.“
Heute, fast 50 Jahre später, blickt man staunend und befremdet auf die Bruchlinien der Kämpfe damals. Lohnt es überhaupt, sich damit noch einmal zu beschäftigen und für wen?
Ich denke, die heutigen Kämpfe gegen die Zerstörung unserer Umwelt, gegen die Diskriminierung und Abschottung der Flüchtenden aus aller Welt, gegen Ungleichbehandlung der Frauen und den Rassismus sind keine einfache Fortsetzung alter Kampflinien. Sie versammeln u.a. in der Bewegung fridays for future sehr junge Menschen ohne ideologische Scheuklappen zu einer weltweiten Auseinandersetzung. Aber es scheint mir von Bedeutung, dass es in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts bereits zahllose Menschen gab, die am Kampf des kleinen Volkes von Vietnam begriffen, dass dieser Kampf auch ihre Sache war, und Veränderungen global gedacht werden müssen. Das zeigt für mich, wie in einem Brennglas, der Blick auf den 10. April 1973. "