9. September 2017 - aktueller Autor - Dieter Wöhrle

Dieter Wöhrle
Ballade vom schwäbischen Maultasch
 

Dieter Wöhrle,
1955 in Stuttgart geboren, Schulzeit in Aalen (Ostalbkreis), Studium
der Germanistik und Anglistik an der FU Berlin, 1978/79 Aufenthalt in
Aberdeeen, Scotland, seit Ende 1983 im Schuldienst tätig, seit 1986 an
der John-F.-Kennedy-Schule in Berlin. Wohn­haft in Berlin-Friedenau.

 

Veröffentlichungen im Geest-Verlag

 

Ballade vom schwäbischen Maultasch   

                     
Ein schwäbischer Maultasch, gefüllt mit Spinat,
mit Brät und Gewürzen, gereicht zu Salat,
fand unerfreulich sein Erscheinen.
Er roch nach Provinz, Tradition und nach Brüh´,
war unattraktiv, gab sein Koch sich auch Müh´,
fand keinen Fan, war nah am Weinen,

„Bin hässlich, von gestern, ich wär´ so gern in,
wär´ gern mal ein Star, zwischen Lachs und Jasmin,
möcht´ schmecken auch nach Meer und Ferne.
Zieh´ aus in die Großstadthotels, werd´ berühmt,
biet´ Feinschmeckern an mich, ganz unverblümt.
Bei Safran, Sushi wär´ ich gerne.“

So zieht er denn los. In der Hauptstadt alsbald
wird reichlich berühmt er, ob warm oder kalt:
Ist Liebling aller Hauptstadtschwaben.
Ist Maultasch global, ist verehrt, ist im Glück
bei Knoblauch und Zimt. Man serviert ihn am Stück
als Hauptgericht, gefüllt mit Schaben.