lyrix ist der Bundeswettbewerb für junge Lyrik. Jeden Monat können Kinder und Jugendliche von 10 bis 20 Jahren ihre Gedichte zu einem bestimmten Thema online einreichen, dabei werden die Themen zweifach aufbereitet, einmal für die Altersgruppe 10 bis 14 und einmal für 15- bis 20-Jährige. Je ein zeitgenössisches Gedicht sowie ein Museumsexponat bieten Inspiration für das eigene Schreiben. Aus allen Einsendungen im Raum Deutschland, Liechtenstein, Österreich, Luxemburg und der Schweiz wählen zwei Jurys jeden Monat 6 Gewinner*innen pro Altersgruppe aus. Aus allen Monatsgewinner*innen werden wiederum 24 Jahresgewinner*innen ausgewählt und zu einer literarischen Reise eingeladen.
Die Reise ist nicht nur der Preis für die Jahresgewinner*innen. Sie ist auch ein Höhepunkt von lyrix. Auf ihr findet die alljährliche Preisverleihung statt, dort treffen junge Nachwuchslyriker*innen aufeinander und nehmen an einem literarischen Rahmenprogramm teil: Sprechtraining, Performance-Workshop und Schreibwerkstatt im Literarischen Colloquium Berlin am Wannsee, Lesungen rund um das Berliner poesiefestival und vieles mehr.
Jeden Monat gibt es zwei Monatsthemen, eins für 10- bis 14-Jährige und eins für 15 bis 20-Jährige. Die Einsendungen werden separat bewertet und künftig präsentieren wir euch zu jedem Thema nicht mehr 6, sondern 12 Monatsgewinner*innen – 6 aus jeder Altersgruppe!
Eure Schreibaufgabe im November für die Altersgruppe 10-14:
Habt ihr schon mal etwas ganz anders benutzt, als es gedacht war? Einen Stuhl als Kleiderhaken? Einen Kochlöffel als Mikrofon, um euer Privatkonzert in der Küche zu starten? Vielleicht hat euer altes Matheheft schon lange keine Zahlen mehr gesehen, sondern stützt den wackelnden Tisch in eurem Zimmer?
Wir suchen im November eure Gedichte über Dinge, die ein anderes Leben führen. Über Gegenstände, die aus ihrer Rolle fallen, und Wörter, die plötzlich etwas anderes bedeuten.
Alles auf den Kopf gestellt
Euer Auftrag: Denkt Dinge neu. Dreht ihre Bedeutung um. Lasst aus dem Gewohnten etwas Überraschendes entstehen. Die griechische Designerin Katerina Kamprani hat mit ihrer Serie „The Uncomfortable“ genau das gemacht: Sie nimmt Alltagsgegenstände und macht sie absichtlich unbrauchbar. Eine Gabel aus einer klappernden Kette, eine Gießkanne, die sich selbst gießt, ein Stuhl, auf dem niemand sitzen kann. Alles sieht vertraut aus, funktioniert aber nicht. Kamprani zeigt uns damit, dass manchmal gerade aus dem „Falschmachen“ die spannendsten Ideen entstehen. Schaut euch ihre Arbeiten hier an.
Eure Schreibaufgabe im November:
Schaut euch um und überlegt: Was benutzt ihr anders, als es gedacht war? Welche Dinge oder Wörter haben bei euch eine neue Aufgabe bekommen? Zeigt uns, dass selbst ein kaputter Löffel, ein widerspenstiges Wort oder ein schräger Gedanke Poesie in sich tragen können. Wir sind gespannt, was ihr aus Sprache, Dingen und Ideen macht! Also: Schreibt los und zweckentfremdet die Welt!
Eure Schreibaufgabe im November für die Altersgruppe 15-20:
Alles auf Kipp
Was passiert, wenn Dinge plötzlich anders genutzt werden als eigentlich vorgesehen? Ein Buch wird zum Türstopper. Ein Fenster zum Spiegel. Ein Tennisschläger zum Nudelsieb. Was steckt eigentlich dahinter, wenn etwas plötzlich einen neuen Zweck bekommt? Ist das reine Improvisation? Ein Zeichen von Kreativität? Oder vielleicht sogar ein stiller Protest gegen das, was vorgegeben ist?
Was bedeutet es, etwas – oder sich selbst – zweckentfremdet zu gebrauchen? Gibt es Dinge in eurem Alltag, die ihr „falsch“ benutzt, weil sie sich so richtiger anfühlen? Und habt ihr euch selbst schon einmal in einem neuen Licht gesehen? Anders, als andere euch wahrnehmen? Vielleicht ist genau das Zweckentfremdung: die Fähigkeit, Regeln umzuschreiben und Bedeutungen neu zu erfinden.
Vom Zufall zur Kunst
In dem viralen TikTok-Video „She hit that pole“ (hier zu sehen) stößt sich ein Mädchen an einem Bettpfosten und schreit kurz auf. Ein Moment des Schrecks, der eigentlich banal ist, wird zum Ausgangspunkt einer Welle kreativer Reaktionen: Nutzer*innen greifen das Geräusch auf, mischen es mit Beats, Gesang, Humor und verwandeln Schmerz in Popkultur. Was ursprünglich Zufall war, wird zum Material. Zweckentfremdung in Reinform: Aus einem unbeabsichtigten Laut entsteht etwas Neues, etwas, das plötzlich vielen gehört.
Poetische Verwandlungen
Auch in der Lyrik lässt sich beobachten, wie Zweckentfremdung zum poetischen Prinzip werden kann. Im Gedicht „Highlife im Underground“ von Sarah Claire Wray wird der Wind aus dem U-Bahnschacht zum Haartrockner, der Alltag zum poetischen Experimentierfeld. Ein ganz gewöhnlicher Moment im Berliner Untergrund und doch steckt darin eine stille Utopie. Wrays Gedichte, versammelt im Band sieben utopische dinge, zeigen, wie leicht sich Bedeutungen verschieben, wenn man bereit ist, anders hinzuschauen. Sie laden dazu ein, das Selbstverständliche neu zu denken – und genau dazu rufen wir auch euch diesen Monat auf.
Eure Schreibaufgabe im November:
Zweckentfremdet die Sprache. Zweckentfremdet die Welt. Macht aus Zufall Bedeutung und aus eurem Blick auf die Dinge ein Gedicht. Vielleicht geht es darin um Gegenstände, die ihr zweckentfremdet. Oder um euch selbst, um Rollen, Erwartungen, Zuschreibungen. Vielleicht geht es um das Anderssein, das Umdeuten oder das Neuanfangen. Wir freuen uns auf eure Gedichte, die das Bekannte anders denken!
Mitmachen kann, wer zwischen zehn (10) und zwanzig (20) Jahren alt ist und in Deutschland wohnt! Die Ausschreibung erfolgt für die Altergruppen 10-14 und 15-20 Jahre. Im Rahmen von Kooperationsprojekten können auch Jugendliche aus Österreich, der Schweiz und Liechtenstein teilnehmen. Pro Monatsthema kann ein (1) Gedicht pro Teilnehmer eingereicht werden.
Folgende Kriterien muss das Gedicht erfüllen:
Themensicher und formdurchdacht: Der Lyriktext muss inhaltlich bzw. formal den Kriterien des monatlich vorgegebenen Themas entsprechen.
Unveröffentlicht und auf Deutsch:
Der Lyriktext darf noch nicht veröffentlicht sein und muss auf Deutsch oder in einer entsprechenden Mundart verfasst sein.
Die Gedichteinsendung erfolgt über ein Online-Formular auf bundeswettbewerb-lyrix.de.